Das Leben eines Backpackers

Wenn ich mich gerade mit meinen Freundinnen und lieben Kolleginnen zuhause unterhalte, wird mir doch sehr deutlich bewusst, dass unser Leben gerade absolut außergewöhnlich ist…

… manchmal vergisst man das auf einer Reise tatsächlich, da ja fast alle Leute, die man so in Hostels und Bussen unterwegs trifft, ebenfalls mit dem Rucksack unterwegs sind. Für alle die, die dieses Backpacker-Leben selbst kennen, ist dieser Post wahrscheinlich nichts. Für alle anderen versuche ich nun mal kurz unseren momentanen Alltag zu beschreiben:

Statt sich um Haushalt, Einkäufe, Kochen und die liebe Arbeit zu kümmern, steht hier die Suche nach Routen, Unterkünften, Transportmitteln, Restaurants und Touren an. Dabei hilft das Internet natürlich ungemein, ersetzt aber bestimmt nicht die Tipps der Einheimischen – wenn man sie denn versteht – und die Gespräche mit anderen Reisenden.

Diese verlaufen oft ganz anders als der Smalltalk, den man von zuhause gewöhnt ist, denn obwohl man die andere Person kaum kennt und man sich ja meist auch nicht wiedersieht, vielleicht auch gerade deswegen, fällt es einem sehr leicht neben dem Austausch von Reiseempfehlungen auch direkt über Privates oder auch persönliche Probleme zu sprechen. Erstaunlich ist daran, dass einem die oft wildfremde Person sehr objektive Ratschläge geben oder auch in dem Moment das nötige Mitgefühl entgegen bringen kann. Eine solche Erfahrung habe ich zum Beispiel vor gut zwei Wochen in Mancora gemacht und als wir uns jetzt völlig unerwartet in Puerto Lopez wiedersahen, lagen wir uns in den Armen wie alte Freundinnen.

Dass man sich nicht ums Einkaufen, Kochen und Küche aufräumen kümmern muss, klingt wahrscheinlich für viele wie ein Traum, aber nach sieben Wochen unterwegs merken wir auch, wie schön es ist, mal nicht schon zum Frühstück losziehen und ein Restaurant suchen zu müssen. Deswegen haben wir die letzte Woche am Strand oft auch Lebensmittel wie Müsli, Milch, Obst, Brot, Butter und Marmelade gekauft, um dann in der Unterkunft ungekämmt und im Schlafanzug frühstücken zu können. In Canoa sogar vorzugsweise in der Hängematte. Auch zum Abendessen haben wir uns einmal bei der örtlichen Hähnchenfrau, die es wirklich mit unserem lieben Hähnchenmann in Bremen aufnehmen kann, etwas zu essen mitgenommen, um es dann auf der Dachterrasse unseres Hostels mit Blick aufs Meer zu verspeisen.

Ein letzter Aspekt des Backpackerlebens, den ich hier noch ansprechen will, ist das kontinuierliche aus dem Rucksack leben, packen, schleppen und Bus fahren, das oft wirklich nichts mit Urlaub zu tun hat und mitunter sehr anstrengend ist, einem aber gleichzeitig auch ein ungemeines Gefühl von Freiheit gibt, das einen, wenn man es einmal erlebt hat, immer wieder seinen Rucksack packen lässt. Diese Herausforderungen meistern Emma und Sophie mit solcher Bravour und ohne jegliches Gejammer, dass ich oft einfach nur staune und mir immer wieder vornehme, mir davon eine Scheibe abzuschneiden, denn auf unserer gestrigen neunstündigen Fahrt nach Quito mit einem Höhenunterschied von 2800 Metern war ich es, die gejammert hat, dass ihr schlecht sei und dass sie aufs Klo müsse, während Sophie, zwar ebenfalls grün im Gesicht, stoisch das Ende der Fahrt ausharrte, um danach im Taxi zu sagen, dass sie jetzt endlich nicht mehr das Gefühl habe, sich übergeben zu müssen und während Emma an der Endstation erst das Gepäck bewachte, damit ich zur Toilette gehen konnte, um dann zu sagen, dass sie auch schon lange musste.

Als wir dann um 21.00 Uhr endlich nach fast elf Stunden in unserem Hotel ankamen und ich durch den Ritt vorgestern und die gestrige Busfahrt jeden Muskel und Knochen einzeln zu spüren schien, drehten die Mädels kurzerhand unser allabendliches Ritual, bei dem ich ihnen vor dem Schlafengehen ein Fünf-Gänge-Menü auf den Rücken zubereite, was eine Mischung aus Massage und Streicheleinheit ist, um und sie massierten mich so liebevoll in den Schlaf, dass dieser Post noch auf heute warten musste.

Ein Gedanke zu „Das Leben eines Backpackers“

  1. Wahnsinn! Ich finde es auch echt bewundernswert, wie deine Mädels das alles meistern! Sie werden davon noch so lange profitieren und innerhalb des Jahres ordentlich groß geworden sein! Genießt eure Tour weiterhin, ihr Mädels!

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