Eiskalt im Feuerland

Ob es nur am Schlafmangel liegt, kann ich noch nicht sagen, aber als wir den Flughafen von Punta Arenas verlassen haben, hat es sich trotz des wunderschönen Wetters erstmal eiskalt angefühlt … im Feuerland. Als Sophie gefragt hat, warum es eigentlich Feuerland heißt, wenn es doch so kalt ist, hat Wikipedia uns aufgeklärt, dass Magellan bei seiner Entdeckung viele Feuer von Einheimischen auf dem Festland sah und es deswegen so genannt hat. Also haben wir gelernt, dass es wohl damals schon ziemlich kalt war und wünschten uns ebenfalls so ein wärmendes Feuer.

Ein Feuer haben wir zwar nicht gefunden, aber ein schön beheiztes Hostel und die Herzenswärme der Einheimischen, denn noch nirgends sonst waren die Menschen so freundlich, hilfsbereit und interessiert wie hier und das möchte echt was heißen, denn bisher waren wir schon sehr von der Offenheit und Gastfreundschaft beeindruckt.

Direkt am Flughafen hat uns eine Medizinstudentin angesprochen und uns ihre Hilfe angeboten… vielleicht lag das auch daran, dass wir inzwischen mehr aussahen wie wandelnde Zombies als Touristen. Als ich nämlich von der Toilette zurückkam, waren beide Mädels auf dem Handgepäck, das sie kurz bewachen sollten, eingeschlafen. Bis ich sie wach genug gerüttelt hatte, meinen eingecheckten Rucksack vom Gepäckband zu holen, war dieses bereits wieder ausgestellt und von meinem Rucksack nichts mehr zu sehen. Aber unsere Retterin in der Not hat sich darum gekümmert, mir einen Hotspot mit ihrem Handy gemacht, damit ich eine Unterkunft suchen konnte und dann einen netten Taxifahrer beauftragt, uns für einen fairen Preis genau dahin zu fahren.

Obwohl es erst zehn Uhr morgens war und unser Zimmer noch nicht frei, hat der charismatische Chilene, der die Tür des Hostels geöffnet hat, uns gleich was Warmes zu trinken angeboten und uns ein Übergangszimmer mit zwei weichen, warmen Betten gezeigt, in dem wir uns ausruhen konnten, bis unser Zimmer fertig war. Völlig fertig plumpsten wir in die Betten und holten etwas Schlaf der vergangenen Nacht nach. Während die Kinder sich noch weiter ausruhten, machte ich mich dann am frühen Nachmittag allein auf Erkundungstour, um mir eine chilenische Simkarte zu besorgen, aber das Örtchen war genauso verschlafen wie wir und zwischen 12.00 und 15.00 Uhr hatten alle Geschäfte abgesehen vom Supermarkt zu. Also stattete ich dem erstmal einen Besuch ab und entschloss spontan, Lebensmittel einzukaufen, um die voll ausgestattete Küche in der Unterkunft zu nutzen und für die Mädels zu kochen.

Danach war es schon nach 15.00 Uhr und ich konnte mir für 1000 chilenische Pesos, umgerechnet 1 Euro, eine Simkarte kaufen und die nette Dame im Geschäft richtete sie mir gleich auch noch für diesen Preis ein. Aufladen musste ich sie in der Apotheke nebenan und auch hier überschlugen sich die Verkäuferinnen vor Hilfsbereitschaft und ich musste gleich meine neu erworbenen mobilen Daten nutzen, um all ihre Empfehlungen auf Google Maps zu suchen.

Zurück im Hostel habe ich dann seit langer Zeit mal wieder den Kochlöffel geschwungen und die Mädels mit Bratwürstchen, Kartoffelbrei und Champignongemüse bekocht. Dafür wurde ich wie eine Heldin gefeiert und so gestärkt, sind wir gemeinsam losgezogen, den empfohlenen Dinosaurierspielplatz an der Küste zu erkunden. Beim Fangen- und Versteckenspielen haben wir es trotz der Kälte dort bis zum Sonnenuntergang, der hier jetzt erst um 20.30 Uhr ist, ausgehalten. Als die Sonne dann aber weg war, haben wir bitter bereut, dass wir Mütze, Schal und Handschuhe nicht mitgenommen hatten und haben uns kurzerhand für die 2,5 km nach Hause ein Uber bestellt, damit wir ohne Frostbeulen im Hostel ankamen. Dort haben wir zum Abendessen gleich noch einmal Spaghetti mit Tomatensoße gekocht und dazu einen riesigen Eisbergsalat (das erschien mir hier irgendwie passend) gefuttert.

Da die Kinder tagsüber aber lange geschlafen hatten, waren sie im Gegensatz zu mir nach dem Abendessen noch gar nicht müde und schauten noch bis Mitternacht einen Film. Jetzt ist es hier morgens um neun und ich kriege sie nicht wach… offensichtlich haben wir jetzt doch unseren ersten hausgemachten Jetlag. Aber ich hoffe noch, dass ich sie mit der Information, dass es nur bis zehn Uhr Frühstück gibt, aus dem Bett bekomme.

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