Kein Geld am Ende der Welt

Nach unserem Hammertag gestern, mussten wir uns alle drei heute richtig aus dem Bett quälen. Um 6.30 Uhr sind wir bei frostigen Temperaturen Richtung Busbahnhof los gestapft, wo um sieben unser Bus nach El Calafate in Argentinien ging. Bis zur Grenze haben wir erstmal tief und fest geschlafen. In einem schicken Gebäude gab es dann den chilenischen Stempel, bevor der Bus durch eine hochmoderne Schranke gelassen wurde. Ein paar Kilometer weiter durchs Niemandsland stand da eine kleine Holzhütte mit einer rostigen Eisenkette statt Schranke und dahinter lag ein Schotterweg statt der chilenischen Straßen, auf denen man bequem mit deutschen Geschwindigkeiten unterwegs sein kann. Der erste Eindruck von Argentinien war also im Vergleich zu Chile nicht der beste, denn zu Emmas Empörung gab es auch noch nicht einmal einen Stempel in den Reisepass.

Man darf aber nicht vergessen, dass wir uns trotz des Landeswechsels immer noch im nicht nur an Naturspektakeln reichen Patagonien befanden. Nach kurzer Zeit wich also auch der argentinische Schotterweg wieder einer sehr guten Straße und es ging noch drei Stunden zügig weiter nach El Cafate. Dort gab es am Busbahnhof zwar weder einen Geldautomaten noch ein funktionierendes W-LAN, aber sehr viele nette Leute. Einer trug uns Emmas Handy nach, das wir im Bus vergessen hatten, ein anderer informierte uns, dass wir den falschen Weg eingeschlagen hatten und eine Dritte schenkte uns eine Stadtkarte, die wir offensichtlich dringend nötig hatten, denn zum ersten Mal auf dieser Reise war ich ohne mobile Daten, also auch ohne Google-Maps unterwegs, da eine eigene SIM-Karte sich für diese kurze Stippvisite in Argentinien wirklich nicht gelohnt hätte.

Heute stand also auf dem Lehrplan, eine altmodische Karte zu lesen und den Weg zum Hostel zu finden… ohne Straßennamen vor Ort war das aber wirklich eine schwere Lektion, aber nichtsdestotrotz haben wir es geschafft und unsere Unterkunft gefunden. Da es zwei Hunde gab, wollten die Kinder auf keinen Fall mit in die Stadt laufen, um argentinisches Geld aus dem Automaten zu ziehen und Lebensmittel für die nächsten Tage einzukaufen, sondern haben natürlich lieber die Hunde gestreichelt. Im Nachhinein war ich heilfroh, dass ich allein unterwegs war, denn ich erlitt eine kurze Panikattacke, als keiner der ersten vier Geldautomaten mir genug Geld geben wollte, die Unterkunft zu bezahlen. Bei allen war der maximale Auszahlungsbetrag 5000 argentinische Pesos, umgerechnet ungefähr 33 Euro für die ich 960 Pesos Gebühren hätte zahlen müssen. Mir hatten vorher schon andere Reisende erzählt, dass das mit dem Geld in Argentinien schwierig ist und man am besten mit einem Koffer voll US-Dollar einreisen sollte, deren Wechselkurs mindestens doppelt so hoch liegt, wie der, den man beim Geldabheben von den Banken bekommt. Aber wo hätte ich in Chile an US-Dollar kommen sollen? Richtig nervös kam ich bei der fünften und letzten Bank des Ortes an, wo der maximale Auszahlungsbetrag zumindest 10.000 Pesos war. Mit zwei verschiedenen Kreditkarten habe ich es dann geschafft, den nötigen Betrag abzuheben.

Danach ging es in den Supermarkt, wo ich zu einem horrenden Preis alles für die nächsten zwei Tage einkaufte, dabei aber doch nur einen Bruchteil der Preise in den hiesigen Restaurants hinblättern musste. Patagoniens Schönheit lassen sich also sowohl die Chilenen als auch die Argentinier gut bezahlen.

Nach einem schnellen Mittagessen fuhren wir zu dem hochgelobten Glaciarium, einem Museum, das in mehreren Sprachen sowohl interaktiv als auch informativ die Entstehung von Gletschern erklärt. Um einiges schlauer fühlen wir uns nun für unseren Besuch des Gletschernationalparks morgen vorbereitet.

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