Mit dem Frisbee durch Queenstown

Von Wanaka ist es nur eine Stunde nach Queenstown und Emma entschied sich, die mal wieder auf dem Motorrad bei Pascal mitzufahren. Der Neuschnee heute Nacht hätte zwar schon eine Warnung sein sollen, aber trotzdem waren wir alle überrascht, wie kalt es auf den Bergpässen war. So kalt, dass Sophie – wohlgemerkt in T-Shirt und Flip-Flops – bei einem Aussichtspunkt sogar noch mit einem Schneemann posieren konnte, den zwei coole Camper, die tatsächlich hier oben übernachtet hatten, in der Nacht zuvor gebaut hatten. Emma fand die Fahrt sehr schön, aber in Queenstown angekommen, mussten wir sie erstmal wieder warm kuscheln. Nach einem Mittagssnack wollte sie dann aber schon wieder gern in der Eishalle, vor der wir geparkt hatten, Schlittschuhlaufen gehen. Da das Wetter aber sehr schön war und die Sonne strahlte, setzte ich mich durch und mit dem Mini-Frisbee, den Emma von unserer Nachbarin Karin geschenkt bekommen hatte, im Gepäck machten wir uns auf den Weg, die Halbinsel mit den Queens Gardens zu erkunden. Im Internet hatte ich nämlich gelesen, dass es hier einen sogenannten Frisbee-Golf-Parcours gebe. Keiner von uns hatte zwar eine Vorstellung, was das war, aber nach nur wenigen Schritten im Park stolperten wir schon über den ersten Metall-Korb, in den man seinen Frisbee werfen musste. Zwar war unsere Version so klein, dass er immer durch die Metallstreben fiel, aber trotzdem hatten wir viel Spaß bei dem Versuch, ihn hinein zu befördern.

Erst etwa eine halbe Stunde später, nachdem wir viele Fotos vor der atemberaubenden Kulisse gemacht hatten und die Halbinsel schon halb umrundet hatten, trafen wir auf professionelle Spieler und kapierten, dass jeder Korb zu einer etwa 100 Meter entfernten Plattform gehört, von der aus man die Würfe zählen musste. Dabei staunten wir nicht schlecht, wie die Profis ihre Frisbees in ausgeklügelten Kurven zwischen den Bäumen durch pfefferten und sogar die Frisbeescheibe bewusst am Boden aufdopsen ließen, um dem Wind ein Schnippchen zu schlagen. Sehr beeindruckt liefen wir weiter zum Spielplatz direkt am See, wo die Mädels sich auf den Rutschen, Schaukeln und Klettergerüsten austobten. Vom daneben liegenden Strand aus konnte man schon die Speedboote sehen und vor allem hören, mit denen sich actionwütige Touristen über den See fahren ließen. Queenstown wird nicht umsonst „The Adventure Capital of New Zealand“ genannt und vor 20 Jahren, als ich ähnlich adrenalinsüchtig war, wie es Emma nun ist, hatte ich das Glück, am ersten Weihnachtsfeiertag mit meinem großen Bruder hier zu sein, der uns als Weihnachtsgeschenk drei Bungee-Sprünge an einem Tag schenkte. Das war ein wirklich unvergessliches Erlebnis und vor allem der Sprung „The Nevis“ gehört bis heute zu den furchteinflößendsten Dingen, die ich je gemacht habe. Davon erzählte ich Emma sicherheitshalber erst, als wir die Stadt schon wieder verlassen hatten. Eine neue Attraktion sind nun sogenannte Sharkboats, also Boote in Form eines Hais, mit denen man in bahnbrechender Geschwindigkeit und wilden Kurven unter Wasser, so dass nur die Haiflosse aus dem Wasser ragt, durch den See rast. Diese haben wir dann aus dem Café mit dem wunderschönen Namen „Patagonia Chocolates and Ice Creamery“ und großen Fenstern zum See mit einem sehr leckeren Eis in der Hand bzw. im Mund bewundert.

Danach haben wir uns erst einmal wieder von Pascal verabschiedet, der morgen hier in Queenstown wandern gehen will und wir drei sind noch ein Stündchen weiter gefahren Richtung Clyde zu einem wunderschönen Freedom Camping, in dessen Nähe wir morgen Früh einen Ausritt gebucht haben. Auf dem Weg kamen wir dann aber doch noch an der Kawarau-Brücke vorbei, wo AJ Hackett angeblich das kommerzielle Bungee-Jumpen erfunden hat und wo mein Bruder und ich damals, den ersten der drei Sprünge absolviert hatten. Leider konnten wir uns den Ort des Geschehens nur ohne Springer anschauen, aber Emma plant trotzdem schon, auch hier noch einmal vorbeizukommen, wenn sie erwachsen ist. Nach über einer Woche auf mehr oder weniger luxuriösen Campingplätzen mit Küchen, warmen Duschen und sogar Spas freuten wir uns sehr mal wieder mitten in der Natur in unserer Jucy zu kochen und in völliger Freiheit zu übernachten.

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