Heute stand für uns der mit Abstand beste Ausritt in Neuseeland an. Dafür machten wir uns schon früh auf ins Hidden Valley, das versteckte Tal, und schon die Anfahrt auf dem Feldweg war mit unserer Jucy ein Erlebnis. Die Besitzerin Debs hatte schon neun ihrer wild gescheckten Appaloosa-Pferde fertig gesattelt da stehen, als wir ankamen und fünf Neuseeländer warteten schon auf die Pferdezuteilung. Erst bekamen wir alle Reithelme und wer wollte, auch noch echte Cowboymäntel. Dazu sagten wir natürlich nicht nein und später waren wir nicht nur wegen des Looks froh, sondern auch, weil sie den kalten Bergwind gut abfingen. Debs zeigte bei der Pferdeverteilung eine sehr gute Menschenkenntnis und alle acht Reiter waren sehr glücklich mit ihren Pferden.
Direkt hinter der Farm ging es in die Berge. Die Landschaft war unglaublich beeindruckend und erinnerte mich sehr an die Szenen mit den Reitern aus Rohan in „Herr der Ringe“. Als ich Debs das sagte, lachte sie und erzählte, dass viele der Reiter in Rohan im Film Freundinnen von ihr waren, denen man für die Dreharbeiten Bärte angeklebt hatte. Das blieb nicht die einzige witzige Geschichte, die sie während des über zweistündigen Ritts zum Besten gab. Sie ist wahrlich eine Pferdeflüsterin und Entertainerin in einer Person und sorgte dafür, dass wir alle, vom kompletten Anfänger über uns mit Basiskönnen bis zu den beiden Pferdebesitzerinnen und Profireiterinnen alle auf unsere Kosten kamen. Die Berge von Alexandra, die nächstgelegene Stadt, sind anscheinend vor allem für zwei Dinge bekannt: Den wilden Thymian, mit dem wir uns die Taschen voll stopfen durften und den es abends gleich zu den gebratenen Champignons gab, und den Huntaway, einen in Neuseeland gezüchteten Schäferhund, der sich durch sein lautes und lang anhaltendes Bellen auszeichnet, womit er die Schafherden antreibt. Ihr Können darf diese Hunderasse hier in den Bergen regelmäßig unter Beweis stellen, in dem es Schafherden durch überall zu findende Markierungen treibt.
Ähnlich wie schon in Südamerika waren wir wieder tief beeindruckt von der Trittsicherheit und dem Durchhaltevermögen unserer Reittiere, die uns im wahrsten Sinne über Stock und Stein, durch Bäche, steile Böschungen hoch und runter transportierten und dabei auf die leisesten Hilfen reagierten. Auch wenn ich mich hier wiederhole, verspüren wir alle drei in solchen Momenten mit den Pferden in der Natur immer so viel Glück, dass wir gern an anderen Dingen auf dieser Reise sparen, um uns so oft wie möglich solche Ausritte ermöglichen zu können. Die Mädels haben schon ausgerechnet, dass fünf Nächte Freedom Camping einen Ausritt bedeuten und da es die Kinder überhaupt nicht stört, wenn es keine Dusche gibt, macht ihnen dieses Opfer gar nichts aus. Wenn es sein muss, gehen wir halt wieder ins Schwimmbad.
Beglückt fuhren wir nach dem Ritt zwei Stunden weiter nach Gore, wo wir nicht nur einkauften, tankten, Abwasser abließen und Wasser nachfüllten, sondern auch zum ersten Mal unsere Gasflasche zum Kochen im Wohnmobil auffüllen ließen, da wir danach in eine der am wenigsten besiedelten Gegenden Neuseelands, die Catlins unterwegs waren. Von Gore ging es noch eine Stunde weiter nach Fortrose an die Südküste, wo wir unser kleines Wohnmobil wieder direkt am Meer parken konnten und den Ausblick aufs wilde Meer und den Sonnenuntergang beim Kochen, Essen und Vorlesen genießen konnten. So endet mal wieder ein perfekter und voller Reisetag.