Nach dem Flug von Cairns nach Sydney verabschiedeten wir uns erst von Pascal und ließen uns dann von einem Jucy-Mitarbeiter am Flughafen abholen. Unsere australische Jucy hat doch tatsächlich wieder den gleichen Spruch auf der Seite wie die neuseeländische, was ich als Zeichen verstehe, dass wir uns dieses optimistische Lebensmotto auf jeden Fall beibehalten sollen. Von außen war der einzige Unterschied, dass man diesmal die weibliche Flaggfigur der Jucy noch sehen konnte. Innen gab es dann doch mehrere Unterschiede, denn statt eines Pot-a-Portes, das eh keiner benutzt, man in Neuseeland aber für die Freedom Campingplätze nachweisen muss, hat die australische Jucy zwei große Gasbrenner, die man drinnen und draußen benutzen kann. Schon nach ein paar Stunden mussten wir aber einen unangenehmen Unterschied feststellen, denn hier funktioniert der Kühlschrank nur während der Fahrt oder wenn man ein Stromkabel anschließt, was nun ein komplett neues Einkaufsverhalten von uns fordert. Vor allem weil wir wieder vorhaben, hauptsächlich freie und naturnahe Campingplätze zu besuchen.
Für den ersten und wichtigsten Einkauf einer australischen SIM-Karte ließen wir die Jucy aber stehen, da in Sydney auch die Supermärkte kaum Parkplätze haben. Während ich mich für einen der vielen Mobilfunkanbieter entscheiden musste, bekamen die Kinder, wie schon lange vereinbart, ein Budget, um Weihnachtsschmuck fürs Wohnmobil zu kaufen. Während die beiden sehr erfolgreich zur Kasse kamen, habe ich mich wohl auf den ersten Blick für den falschen Anbieter entschieden, denn nachdem ich die australische Simkarte in meinem Handy eingebaut hatte, wollte die Aktivierung einfach nicht funktionieren und ich muss ehrlich gestehen, dass mich das fast zur Verzweiflung gebracht hat, denn ohne Internetzugang konnte ich weder die Wikicamp-App, die ich mir für Australien runtergeladen habe und die einem alles zeigt, was für eine Reise im Wohnmobil wichtig ist, upgraden, noch auf Google-Maps zugreifen. Also sind wir quasi blind Richtung Süden gefahren, haben beim nächsten großen Woolworth-Supermarkt mit Parkplatz, das australische Pendant zu unserem geliebten neuseeländischen Countdown, nochmal angehalten, um Lebensmittel zu besorgen und weil ich die Hoffnung hatte, dass es auch hier wieder gratis W-LAN gäbe. Leider funktionierte das aber auch nicht und ich fand niemanden, der mir mit meinem Simkarten-Dilemma helfen konnte. Also packten wir die Lebensmittel in den Schrank der Jucy und fuhren zum nahe gelegenen McDonalds. Dort tobten die Kinder auf dem wirklich tollen Indoorspielplatz, während ich mit dem nun funktionierenden W-LAN versuchte, einen Schlafplatz für die Nacht zu finden. Inzwischen war es schon halb neun und die einzigen beiden nahe gelegenen offiziellen Campingplätze hatten bereits geschlossen und im Internet gab es keine Informationen, ob ein später Check-In möglich war. In meiner Verzweiflung rief ich bei meinen Eltern an, wofür ich mich hiermit noch einmal ganz ausdrücklich entschuldige. Denn nachdem ich ihnen von unserer schwierigen Lage erzählt hatte, wurde die Verbindung unterbrochen, da man nur 30 Minuten freies Internet pro McDonalds-Besuch bekommt und die hatte ich jetzt dummerweise nicht weiter für Recherchezwecke genutzt, sondern um meinen Eltern Sorgen zu machen.
Nach dem Essen fuhr ich mit den Kindern noch zwanzig Minuten weiter zu einem Strandparkplatz mit einer öffentlichen Toilette und hoffte, dass stimmte, was die Jucy-Mitarbeiter gesagt hatten und man in Australien fast überall für die Nacht stehen darf. Gegen zehn Uhr war die Jucy und wir für die Nacht bereit, als ich im Dunkeln doch noch auf ein Schild stieß, auf dem Stand, dass man hier nicht übernachten durfte. Nach kurzer Überlegung entschieden wir, es nicht darauf ankommen zu lassen, weil wir nicht gleich die erste Nacht im Wohnmobil einen Strafzettel kassieren wollten. Also fuhren wir noch ein paar Kilometer am Strand entlang weiter und fanden dann tatsächlich einen Parkplatz, wo schon ein anderes Büschen stand und wo es kein solches Schild gab. Erschöpft schliefen die Kinder schnell ein und ich machte mich an die nächste Runde im Kampf mit der australischen Simkarte, die sich mit meinen Reisepassdaten als Identifizierung einfach nicht aktivieren ließ. Nach einiger Flucherei und etwas Schummeln klappte es aber doch und ich hatte mobile Daten. Die nutzte ich jetzt auch nur noch, um meinen Eltern eine beruhigende Nachricht zu schicken und schlief dann erleichtert ein.
Heute war dann gottseidank ein neuer Tag und die Dinge liefen wieder glatter. Erst konnte ich sehen, wie die Sonne beim Aufgehen die Bucht unter uns rot einfärbte, dann gab es ein leckeres Müslifrühstück und danach machten wir einen wunderschönen Morgenspaziergang zum Aussichtspunkt über die Sea Cliff Bridge. Während ich beim Zähneputzen von dem Seifespender in der vollautomatisierten Toilette Seife in die Haare gespritzt bekam und sie mir auswaschen musste, nutzten die Mädels die Zeit zum Schmücken des Wohnmobils. Dabei blieben sie unserem gold-rotem Weihnachtsfarbkonzept von zuhause treu, was sich hier zwar leicht mit der giftgün-lila Jucy beißt, mir aber trotzdem gut gefällt.
Im weihnachtlichen Wohnmobil ging es dann ohne richtigen Plan weiter Richtung Süden. Ein Bauarbeiter hatte uns morgens empfohlen, einfach an der Küste entlang nach Kiama zu fahren. Als ich plötzlich aber ein Schild mit Fitzroy Falls sah, erinnerte ich mich, dass ich von diesen Wasserfällen im Reiseführer gelesen hatte und bog spontan ins Inland ab. Jetzt merkte ich schnell, dass ich wirklich keine Ahnung von Australiens vielseitiger Landschaft hatte, denn in abenteuerlichen Serpentinen ging es nun Sandsteinklippen nach oben und die Ausblicke versetzten uns ins Staunen. Nach etwa einer halben Stunde waren wir am Parkplatz der Fitzroy Falls angekommen und machten dann erst eine kleine Wanderung zu dem 81 Meter vertikal in die Tiefe stürzenden, sehr beeindruckenden Wasserfall, bevor wir uns auf dem Parkplatz die schon gestern gekauften Spaghetti mit Tomatensoße kochten. Hier stellten wir erfreut fest, dass die Gasplatten um ein Vielfaches schneller das Wasser zum Kochen bringen als unser kleiner Herd in Neuseeland. Nach dieser unverhofften Sehenswürdigkeit am Vormittag entschied ich, dass sich ein zweiter Blick in den Reiseführer doch lohnen würde, damit wir nicht nichtsahnend an einer Sehenswürdigkeit nach der anderen einfach vorbeifahren würden. Obwohl wir im kommenden Monat eine stattliche Strecke vor uns haben, wenn wir es über Melbourne zur Great Ocean Road nach Adelaide und übers Outback zurück nach Sydney schaffen wollen, waren wir uns alle drei einig, dass wir es die ersten Tage etwas langsamer angehen lassen mussten, weil uns die eindrucksvolle, aber eben doch auch anstrengende Boots- und Tauchtour ins Great Barrier Reef noch in den Knochen steckte.
Deswegen entschieden wir heute nur noch etwa eine halbe Stunde weiter ins Kangoroo Valley zu fahren, in der Hoffnung, die ersten Kängurus in freier Wildbahn zu sehen. Dafür suchten wir uns einen sehr naturbelassenen Campingplatz, den man lediglich für 6 Dollar online vorreservieren muss, der aber sonst auch umsonst ist. Unsere Hoffnung wurde nicht enttäuscht, denn schon am Nachmittag, als Emma und Sophie auf großen Steinen saßen, um zu schnitzen, hüpfte auf einmal eine ganze Herde Kängurus keine 15 Meter entfernt, hinter einem Zaun an uns vorbei und wir waren alle drei völlig aus dem Häuschen. Als wir nach dem Abendessen, dann auf ein völlig angstfreies Wombat trafen, das viel größer war, als ich es mir vorgestellt hatte und friedlich zwischen den Wohnmobilen graste, konnten wir es gar nicht glauben. Im Abendlicht ging es dann aber erst richtig los und die Kängurus schoben sich massenweise unter dem Zaun durch, um hier das frische gemähte Gras zu futtern. Als Abendprogramm wollten wir heute eigentlich „Enola Holmes 2“ schauen, aber ich konnte mich gar nicht auf den Film konzentrieren und beobachtete stattdessen lieber die Kängurus draußen, die fröhlich herumsprangen oder auch mal miteinander kämpften. Besser als jeder Zoo!
Hallo ihr Weltenbummler!
Mit Begeisterung lese ich eure Reiseberichte und komme aus dem Staunen nicht raus. Für mich ist es unvorstellbar wie man in so kurzer Zeit so viele unterschiedliche Eindrücke verarbeiten kann. Und wie mutig ihr seid und deshalb sind eure Schutzengel auch immer an eurer Seite denn ihr seid voller Vertrauen. Nur frage ich mich wie ihr nach eurer Rückkehr in Nassach zurechtkommen werdet…
Jedenfalls wünsche ich euch weiterhin viele schöne Erlebnisse, eine wundervolle Natur und ganz viele liebe Menschen, die euch in jeder Lage helfen!! Ihr habt meine volle Bewunderung!
Seid herzlichst gegrüßt und fühlt euch umarmt von
Friedlinde und Joachim