Im Morgenlicht auf dem Weg von der Jucy zur Toilette traf ich dann so viele Kängurus, dass ich sie gar nicht mehr zählen konnte und direkt am Weg auch eine Mutter, die ihr Baby säugte. Bis die Mädels später aufwachten, waren die Kängurus aber alle wieder zurück im Busch und ein alter Australier erzählte uns, dass sie immer erst im Abendlicht aus dem Busch kommen und dann bis kurz nach Sonnenaufgang hier grasen. Heute stand wieder ein gemütlicher Tag an und nachdem Emma und ich die Zeit morgens nutzten, alle unsere Taucherfahrungen in den Logbüchern, die ich im Gepäck in Sydney vergessen hatte, nachzutragen, schnitzte Sophie sich ein Schwert, mit dem wir später wilde Schaukämpfe vollführten.
Gegen elf fuhren wir los Richtung Jervais Bay, was nur etwa anderthalb Stunden entfernt war und wo wir uns, weil ja heute das Wochenende beginnt und die Australier wirklich Camping begeistert sind, wieder einen Platz auf einem Campingplatz im Booderee Nationalpark vorgebucht hatten. Kurz vor unserem ersten Ziel, dem angeblich weißesten Strand Australians, dem Hyman Beach kauften wir unser Mittagessen ein. Emma war schon in Neuseeland oft an der lecker duftenden heißen Theke im Countdown vorbeigeschlichen und heute wollten wir nun endlich mal das fertig gebratene Roast Chicken probieren. Dazu gab es frische Maiskolben und Salat. Kaum zehn Minuten vom Supermarkt entfernt fanden wir einen wunderschönen Parkplatz leicht oberhalb der Hyman Bucht und schlemmten mit Sicht auf diesen wunderschönen Strand. Nach dem Essen und Spülen rannten wir dann auch direkt die Böschung hinunter, kickten die FlipFlops von den Füßen und gruben die Zehen in den schneeweißen Sand, auf dem selbst meine Füße und Beine braungebrannt wirkten. Während Emma noch das Schild las, auf dem Stand, welche Fische und vor allem Haie es hier gab, hatte Sophie sich schon einen Stock geschnappt und malte Muster und Herzen in den Sand. Zum Schwimmen war uns der Wind tatsächlich etwas zu kalt oder die Liste der hier schwimmenden Haie zu lang, aber trotzdem verbrachten wir eine lange Mittagspause hier und erkundeten die Felsen an beiden Enden des Strandes.
Danach ging es ein paar Kilometer weiter in den Booderee Nationalpark, wo wir direkt wieder von Kängurus begrüßt wurden. Sofort reduzierte ich meine Geschwindigkeit auf Schneckentempo, denn ich hatte gelesen, dass Kängurus in Australien die Hauptunfallquelle sind. Ein makaberer Nachsatz hierzu ist, dass man in Australien den Roadkill, also das, was man überfahren hat, mitnehmen und verspeisen darf und dass das in ländlichen Gegenden, wo man große Pickups hat, denen so ein Zusammenstoß nichts ausmacht, wohl gang und gäbe ist. Beim Anblick dieser extrem süßen hüpfenden Wesen wurde uns schon bei der Vorstellung schlecht. Vorsichtig suchten wir uns also unseren per SMS zugewiesenen Platz. Während die Kinder ein bisschen auf dem Campingplatz chillten, erkundete ich den kaum drei Minuten entfernten Strand, an dem die Sonne nun so brannte und das türkisblaue Wasser wirklich zu, Schwimmen einlud. Also rannte ich zurück, um die Kinder zu holen und traf wieder auf eine Kängurumama mit Kind. Als ich den Kindern aufgeregt davon berichtete, sah Sophie hinter dem Wohnmobil im Gebüsch ein weiteres Känguru mit einem wirklich kleinen Baby im Beutel, das frech herauslugte und mit seinen Vorderpfoten zu winken schien. Völlig verzaubert standen wir da und beobachteten die beiden keine fünf Meter entfernt, während die Mutter anscheinend uns zu beobachten schien. Da auf dem Weg zum Strand ein Warnschild stand, auf dem man eine recht plastische Darstellung eines Kängurus sah, das auf einem Kind stand und es blutig kratzte, zogen wir uns vorsichtig zurück, um unsere Badesachen anzuziehen. Auf dem kurzen Weg zum Strand hüpfte Sophie dann aufgeregt mit den Kängurus um die Wette. Bis zum Sonnenuntergang spielten wir im und am Wasser und waren uns einig, dass diese ersten Tage in Australien schon ganz schön beeindruckend waren.