Nach einer sternenklaren, aber kalten Nacht ging es für uns von den Bergen zurück an die Küste und je tiefer wir kamen, desto besser wurden die Straßen. In Paynesville aßen wir bei einem kleinen chinesischen Restaurant am Hafen zu Mittag, bevor wir die fünfminütige Fähre nach Raymond Island nahmen. Dort wanderten wir auf dem Koala Trail und waren sehr gespannt, ob wir einige der etwa 250 hier lebenden Koalabären in den Eukalyptusbäumen erspähen würden. Schon nach zehn Minuten sahen wir tatsächlich unseren allerersten Koalabären und konnten uns gar nicht an diesem kuscheligen Tierchen satt sehen, der uns zuwinkte oder sich kratzte – das war nicht ganz klar erkennbar. Der Weg war wunderschön abwechslungsreich durch einen Eukalyptushain, eine Baumschule und dann wieder am Strand entlang und nach circa zwei Stunden hatten wir 15 der 250 Koalas in den Bäumen hängen sehen und viele weitere Knurren hören, was Emma und Sophie begeistert nachgemacht haben. Jede einzelne Sichtung war an sich schon aufregend, aber besonders hat es uns eine Koalamutter angetan, die sehr weit oben in einem Baum ihr Junges säugte.
Emma merkte nach einiger Zeit an, dass wir auf dieser Reise schon so viele Tiere in freier Wildbahn und ihrem natürlichen Habitat gesehen haben, dass man sie fast nicht mehr zählen könne und dass das definitiv zu ihren Highlights der Reise gehöre. Begeistert fingen die Kinder an, all diese Tiere aufzuzählen. Dabei spielte natürlich unsere Dschungeltour im Amazonas eine große Rolle. Der Unterschied zwischen dort und hier ist allerdings, dass wir dort ohne unseren ortskundigen Guide wahrscheinlich kaum etwas gesehen hätten, da die Tiere wie Kaimane, Boa Constrictors, Giftfrösche, Tarantulas usw. sich alle gut versteckt haben. Hier in Australien dagegen scheinen uns die wildlebenden Tiere am laufenden Band vor die Füße zu laufen und man braucht dafür gar keinen Guide. Abgesehen von den vielen Landtieren wie Kängurus, Wombats, Echidnas (riesige Ameisenigel), Opossums und jetzt auch Koalas kommen ja auch noch die vielen Meeresbewohner, die wir im Great Barrier Reef in ihrem natürlichen Lebensraum beobachten durften, dazu. Emma, die sich Australien ja als Wunschland ausgesucht hatte, begeistert das besonders, aber auch Sophie und ich sind sehr beeindruckt von der Vielfalt dieses riesigen Landes.
Da meine Schüler, wenn wir Australien behandeln, immer mit Begeisterung Kurzreferate über die gefährlichsten Tiere Australiens halten, habe ich im Hinterkopf schon manchmal Bedenken, wenn ich an die weißen Haie, die Salzwasserkrokodile, die Feuerquallen und die Vielzahl an giftigen Schlangen und Spinnen denke. Womit ich aber nicht gerechnet hatte, ist, dass das erste Tier, was einen von uns beißt, nun eine kleine weiße Zecke ist. Vor ein paar Tagen bin ich dummerweise auf einem Naturcampingplatz zum Sonnenaufgang in meinem Nachthemd durch hohes Buschgras zum Strand gelaufen und habe dann in der darauf folgenden Nacht eine Zecke an meinem Oberschenkel entdeckt, entfernt und wie man das lernt, die Stelle umkringelt. Bisher hat sich glücklicherweise nichts entzündet, aber tatsächlich habe ich seitdem jeden Tag einmal kurz Hitzewallungen und bin danach total erschöpft. Die Einheimischen und auch das Internet sagen aber, dass das Zeckenfieber sei, das meist von allein vorbei geht. Unser nächster Halt ist nun Melbourne, wo es im Gegensatz zu den verlassenen Gegenden, in denen wir die letzten Tage unterwegs waren, auf jeden Fall genug Ärzte gibt, die ich zur Not kontaktieren kann. Noch hoffe ich aber, dass es von allein wieder besser wird und trage seitdem brav lange Hosen, wenn wir im Busch wandern.
Ich beneide Euch immer mehr. Ich würde soooo gerne mal einen Koala in den Armen halten. Bitte mehr Koala-Berichte.
Liebe Grüße aus dem frostigen Bremen