Das Flattern der Fledermäuse

Gestern haben wir unsere Erfahrung mit der australischen Tierwelt um die Begegnung mit der vom Aussterben bedrohten Southern Bent-Wing Bat erweitert und das war wirklich ein ganz schönes Abenteuer. Morgens waren wir noch kurz in Horsham im Freibad, um sauber und nicht zu erhitzt in den Tag zu starten, blieben dann aber so lange, dass es nach dem Einkauf schon Zeit fürs Mittagessen war, also nutzten wir die öffentlichen Grilleinrichtungen am Fluss, wo die einheimischen Teenager den Beginn der Sommerferien mit einem wilden Gelage und Bad im Fluss feierten, was wir ein sehr spannendes Unterhaltungsprogramm beim Mittagessen fanden. Im Schatten des Grillstands und mit ein wenig Wind am Fluss ließ es sich gut aushalten, aber schon der Weg zur 200 Meter entfernten Toilette brachte uns in der unbarmherzigen australischen Mittagssonne echt zum Schwitzen. Zum ersten Mal auf diesem Roadtrip wünschten wir uns, unsere Jucy hätte eine Klimaanlage und nicht nur eine Lüftung und so langsam zweifele ich an meinem Plan, durchs Outback zurück nach Sydney zu fahren. Aber vielleicht gewöhnen wir uns ja auch an die Temperaturen?

Nach knapp zwei Stunden Fahrt kamen wir an den Naracoorte Caves an und waren leicht verwirrt, was die Uhrzeit anging, denn wir hatten die Grenze von Victoria nach Southern Australia überquert und zwischen diesen beiden australischen Staaten gibt es eine Zeitverschiebung von einer halben Stunde. Tatsächlich habe ich das noch nirgends erlebt, denn auf unserem Roadtrip durch die USA war es zumindest immer gleich eine ganze Stunde, die wir die Uhr vor- bzw. zurückstellen mussten. Im Visitor Centre erfuhren wir dann, dass die letzte Führung des Tages durch das Fledermaus-Observatorium, weswegen wir ja hier waren, vor zehn Minuten begonnen hätte und das wir noch teilnehmen dürften, wenn wir uns beeilten. Also rannten wir los und vergaßen hierbei kurz die Hitze. Im Observatorium und in den Höhlen hatte es dann sowieso angenehme 17 Grad, dafür aber eine extrem hohe Luftfeuchtigkeit. Zuerst schauten wir uns mit einer Nachtkamera Live-Aufnahmen aus der Fledermaushöhle an und hatten wieder mal riesiges Glück, denn gerade ist Brutzeit. Die Fledermäuse haben Ende November Junge bekommen und da die zum Auswachsen nur acht Wochen brauchen, konnten wir jetzt ein besonders interessantes Stadium beobachten, wo sie anfangen, ihre Flügelmuskulatur zu trainieren und an der Decke hängend, fleißig flattern. Außerdem bekommen sie gerade ihr erstes Fell und schauen nicht mehr ganz so gruselig aus wie nackt. Die Frau, die uns führte, teilte ihr Wissen und ihre Begeisterung für die kleinen Fledermäuschen auf so interessante Art, dass die Stunde nur so verflog. Als sie uns durch die Blanche Cave leitete, sagte sie uns, dass wir immer hinter ihr bleiben mussten, da die Höhlen, was andere Tiere angeht, wohl wie ein Überraschungsei sein konnten, aus dem gern auch mal ein Känguru, ein Opossum oder auch eine Schlange gekrochen kam. Unsere Überraschung war aber ein abgestürztes Fledermausbaby, das am Boden lag und herzzerreißend und tatsächlich für uns hörbar nach seiner Mami schrie. Mit gekonnten Griffen hielt die Führerin dem Baby ein Stöckchen hin, an das es sich klammern konnte und platzierte es auf dem höchsten Felsen der Höhle, da die Mami ja frühestens nachts wiederkäme, um es zu holen und Opossums Fledermausbabys sehr lecker finden. So hatten wir die Gelegenheit, es aus nächster Nähe zu betrachten und drückten die Daumen, dass die Mami schneller als das nächste Opossum war.

Während der Führung lernten wir eine rumänisch-australische Familie kennen, die auf einem Campingplatz direkt neben den Höhlen übernachtete, um abends noch einmal zurückzukehren und die Fledermäuse fliegen zu sehen. Da unser Reiseführer das auch als Geheimtipp und Batman-Erfahrung anpries, entschieden wir spontan, auch hier zu bleiben. So machten wir uns um halb neun mit Insektenspray und Taschenlampe bewaffnet auf den Weg und wanderten durch den Busch zum Ausgang der Fledermaushöhle, wo nach Anbruch der Dunkelheit bis zu 42.000 Fledermäuse – das hat eine amerikanische Wissenschaftlerin wie auch immer vor ein paar Jahren gezählt – losflattern und die wirklich nervigen Mozzies jagen. Kaum waren wir am Ausgang der Höhle angekommen, kamen die ersten Späher, genau wie es die Führerin angekündigt hatte, herausgeflogen und kurze Zeit später kamen sie in Scharen und auch wenn man die Laute der Fledermäuse ja mit menschlichem Ohr nicht hören kann, war das Flattern der Flügel unüberhörbar. Oft zischten sie direkt über unseren Köpfen hinweg und als wir in völliger Dunkelheit zum Campingplatz zurückstolperten, waren wir uns wieder einmal einig, dass sich dieser Ausflug absolut gelohnt hat.

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