Gestern ließ ich mich von dem netten Fernando, der mit unserer Gastgeberin verwandt ist, nach El Nido fahren, um mir dort einen Roller zu leihen, da man ohne bei unserer weit abgelegenen, dafür aber wirklich sehr urigen Unterkunft recht unflexibel ist. Wie in Bali zogen wir dann wieder zu dritt auf dem Roller los und fuhren zu den nahe gelegenen Wasserfällen, die uns ebenfalls unsere sehr fürsorgliche Gastgeberin empfohlen hatte. Erst waren wir etwas verwirrt, dass wir einen recht hohen Preis fürs Eintrittsticket zahlen mussten, aber als wir dann von unserem privaten Guide in Empfang genommen wurden, der uns mitten durch den Dschungel zu drei wirklich wunderschönen Wasserfällen führte und uns durch unzählige Flussbette half, verstanden wir, wofür wir bezahlt hatten. An allen drei Wasserfällen konnte man schwimmen, aber die Kinder entschieden, dass wir erst den steilen Weg zum letzten auf uns nehmen sollten. Insgesamt begegneten wir nur einem anderen Paar mit Baby und hatten die Wasserfälle alle ganz für uns zum Schwimmen allein. Die Wanderung war dabei ein genauso schönes Erlebnis wie das Schwimmen und nach etwa drei Stunden schwangen wir uns wieder auf den Roller und rollerten zurück. Dort durften wir wieder bei den Gastgebern bei einem leckeren Curry mitessen, das Sophie zwar etwas zu scharf fand, aber eine gute Vorbereitung auf unser nächstes Reiseland Thailand war.
Eine kleine aber recht peinliche Anekdote, die den gestrigen und heutigen Tag mitbestimmt hat, will ich aber auch nicht verheimlichen. Da wir alle gestern unsere letzte saubere Unterwäsche anhatten, war es mal wieder höchste Zeit ans Waschen zu denken. Also fragte ich unsere patente und allzeit hilfsbereite Gastgeberin, ob es hier die Möglichkeit gäbe, Wäsche zu waschen. Als sie ja sagte, bin ich nach meinen Erfahrungen in Südamerika und auch bisher in Asien dabei gar nicht auf die Idee gekommen, dass sie mich falsch verstehen könnte. Kurze Zeit später stand sie mit einem Waschzuber vor unserem Zimmer und ich leerte dankbar die dreckige Wäsche aus dem Sack hinein und lächelte sie erwartungsvoll an, als sie mir die Kernseife und das Waschbrett in die Hand drückte. Dabei wies sie mich darauf hin, dass das dreckige Wasser bitte ins Klo gespült werden müsste und so verbrachte ich den Rest des Nachmittags damit drei mal acht Unterhöschen und ein paar T-Shirts mit der Hand zu waschen und dachte dabei an die Frauen aus dem Dorf, die ich auf der Fahrt beim Wäschewaschen beobachtet hatte. Als ich keine Wäscheklammern finden konnte, hängte ich die Sachen eben ohne auf die Wäscheleinen unter dem Bretterverschlag neben unserem Zimmer, wo ein fleißiger Handwerker gestern damit angefangen hatte, den Boden für ein weiteres Zimmer zu brettern.
Leider ist die Geschichte hiermit nicht zuende, denn während ich mich letzte Nacht über die frische Brise, die durch die offene Tür, deren Schloss irgendwie kaputt ist, sodass wir uns immer wieder selbst einschließen, wenn wir sie zumachen, hereinwehte, freute, wachte ich morgens zum Hühnergegacker und Kikeriki mit dem Gedanken auf, dass unsere Höschen auf dem ganzen Berg, auf dem wir wohnen, verteilt sein könnten… und genauso war es leider auch. Also stürmte ich morgens um sechs nur im Nachthemd und Flipflops los, unsere Unterwäsche zu retten. Dabei ahnte ich nicht, dass es sich bei der Erde im Garten um rutschigen Lehm handeln könnte und löste schon mit dem ersten Schritt einen Erdrutsch aus, der nicht nur die Waschaktion des Vortags zunichte machte, indem die eigentlich saubere Wäsche von lehmiger Erde überrollt wurde, sondern rutschte auch aus und fiel mit dem Rücken in die an der Wand lehnenden Bretter, aus denen leider auch rostige Nägel hervorschauten und zerkratzte mir so den halben Rücken, der jetzt aussieht, als würde ich zur Selbstgeiselung neigen. Mit blutigem Rücken und lehmigem Hintern saß ich nun also heulend im Bretterverhau, wollte die Unterhosen aber trotzdem noch nicht aufgeben. Also rutschte ich vorsichtig den Hügel hinunter und rief dann leise die Kinder zur Hilfe, mir die gerettete Unterwäsche abzunehmen. Erst mussten sie noch lachen, als sie mich so da sitzen sahen, als ich mich dann aber umdrehte, erschraken sie beide und halfen mir die Wunden notdürftig zu desinfizieren.
Während die Kinder dann heute zum Abschied mit Pascal noch einen Bootsausflug zu den vorgelagerten Inseln machten, schwang ich mich wieder auf den Roller ins knapp 30km entfernte Krankenhaus, wo mir einige recht große Holzsplitter aus dem Rücken entfernt wurden und die Wunde noch einmal richtig gesäubert wurde. Leider kam der vorhergesagte Sturm dann etwas eher als gedacht und ich konnte mich gerade noch unterstellen, bevor es anfing, wie aus Kübeln zu gießen. Während ich also darauf wartete, dass der Regen aufhörte, machte ich mir Sorgen, ob die drei es vor dem Sturm zurück geschafft hatten, aber natürlich gab es wieder einmal gar keinen Handyempfang und ich konnte nur hoffen, dass es so war. Als der Regen etwas abnahm, schwang ich mich auf den Roller und war innerhalb von fünf Minuten bis auf die Haut durchnässt. Jetzt gab es aber kein Zurück und ich brauchte für die knapp 30 Kilometer über anderthalb Stunden, da ich viele Pfützen umfahren musste und der Feldweg sich in einen Schlammpfad verwandelt hatte und ich auf keinen Fall auch noch vom Roller fallen wollte. Zurück im Dorf sah ich aber Emma und Pascal schon vor dem Berg, auf dem unsere Unterkunft lag, stehen und war sehr erleichtert, dass sie relativ wohlbehalten zurück waren – Pascal hatte sich an einer Koralle am Fuß geschnitten und Emmas Sandalen waren kaputt gegangen. Nach so viel Aufregung spielten wir auf unserer Terrasse nur noch Schiffe versenken und schauten dabei tatsächlich einem Fischerboot zu, das im Hafen unterging. Jetzt sitze ich gerade etwas verrenkt im Dunkeln auf der Hängematte, um keinen Druck auf die Wunden am Rücken auszuüben und bin der Meinung, dass wir morgen sicherheitshalber mal gar nichts machen sollten. Mal schauen, wie wir das morgen sehen?