Nichts… außer…

Eigentlich war der Plan für gestern ja nichts zu machen, aber so ganz geht das dann ja doch immer nicht, denn erstens musste ich noch einmal den weiten Weg nach El Nido fahren, um den Roller zurückzugeben und zweitens ist nichts auch gar nicht möglich, also haben wir uns auf wenig geeinigt. Den Vormittag verbrachten Sophie und ich mal wieder damit, an einer Präsentation zu arbeiten, während Emma las. Zum Mittagessen zogen wir ins kleine Dorf, wo uns inzwischen schon jeder kennt und freudig Hello schreit, wenn wir vorbeilaufen, da wir anscheinend die einzigen Ausländer hier sind. Nach dem Mittagessen fuhr ich dann in die Stadt und wurde trotz Regenponcho wieder klitschnass. Emma und Sophie sind vorsorglich zuhause geblieben und haben einen Film geschaut. Abends zogen wir wieder los, da unsere Gastgeberin mal eine Pause vom Kochen brauchte, da ihre zwei Monate alte Tochter sehr schlecht geschlafen hatte. Babybegeistert wie ich bin, durfte ich sie dann auch immer mal wieder durch die Gegend tragen und in den Schlaf schunkeln. Sophie machte das Gleiche mit der Hauskatze…

Als wir beim Abendspaziergang Fernando wieder trafen, lud der uns zum Abendessen ein und machte seiner Frau damit ganz schön Stress. Deswegen machten wir erst noch einen Abendspaziergang und verabredeten, dass wir um sieben Uhr wiederkämen. In der Zwischenzeit hingen wir mit der Dorfjugend auf dem lidschäftigen Pier ab. Es dauerte nicht lange, da kamen alle Dorfkinder gerannt, um uns mal aus der Nähe zu betrachten. Diesmal waren wir vorbereitet und hatten alle übrigen Ballons von Sophies Geburtstag dabei, die Emma und Sophie in alle kleinen Patschehändchen, die sich ihnen entgegen streckten, drückten. Dann halfen sie beim Aufblasen bzw. zeigte Emma ihrem begeisterten etwa ein Meter hohen Publikum, wie man die Luft pupsend und quietschend wieder aus den Ballons zischen lassen kann und erntete großes Gelächter. So verging die Zeit bis zum Essen wie im Flug und insgesamt müssen wir sagen, dass diese vier Tage im kleinen Bebeladan ohne verlässlichen Strom, nur sporadisch fließendem Wasser, dem Waschzuber und den sehr einfach lebenden, aber unglaublich freundlichen Einheimischen definitiv die authentischste Erfahrung in den Philippinen, wenn nicht sogar auf dieser Reise, war.

Ebenso authentisch gestaltete sich heute dann unsere Abreise, denn wir hatten vor, den einzigen Jeepney des Tages um sechs Uhr morgens bis zur fünf Kilometer entfernten Kreuzung zu nehmen und dort dann den nächsten Minibus zurück nach Puerto Princesa anzuhalten. Als wir um sechs ins stockdunkle Dorf liefen, war vom Jeepney noch nichts zu sehen. Bei seiner Einfahrt zehn Minuten später waren wir die ersten Passagiere und konnten jetzt ganz entspannt zusehen, wie das Dorf aufwachte, die Männer sich mit ihrem Kaffee zusammensetzten, die Frauen die Kinder aus Waschschüsseln vor ihren Bambushütten wuschen, kämmten und für die Schule in Schuluniformen steckten. Währenddessen wurden riesige Kisten auf dem Dach des Jeepneys, in dem wir schon saßen, verstaut und festgezurrt. Bis wir dann gegen 6.45 Uhr losfuhren, saßen auf den zwei Bänken innen, auf die nach europäischen Standards vielleicht zwölf Leute gepasst hätten, etwa 25 Frauen, Schülerinnen und kleine Kinder und wir mit unserem Gepäck dazwischen. Die Männer und Schüler saßen mit den Kisten auf dem Dach. Im Reiseführer hatten wir schon gelesen, dass Platz in den Philippinen dazu da ist, geteilt zu werden und dass es gerade in Jeepneys keinerlei Berührungsängste gibt bzw. geben darf. Das können wir nach der heutigen Fahrt definitiv bestätigen, denn bis wir an der Kreuzung ankamen, sind sicher noch einmal 20 Leute zugestiegen und trotz des Gequetsches und Aufeinandersitzens herrschte eine sehr ausgelassene fröhliche Stimmung. Als wir dann an der Kreuzung gegen das Dach klopften, was das Zeichen zum Anhalten ist, mussten etwa 25 Leute aussteigen, um uns raus zu lassen – jeder einzelne verabschiedete uns, als wären wir langjährige Freunde.

Kaum hatten wir unser Gepäck an der Straße aufgestapelt, hielt schon der erste Minibus, hatte aber nur noch zwei Plätze und die 240 Kilometer, für die wir auf dem Hinweg fünf Stunden gebraucht hatten, wollten wir dann doch nicht zu dritt auf zwei Sitzen mit unserem Gepäck auf dem Schoß verbringen. Innerhalb der nächsten halben Stunde ging das aber so weiter und kein Van hatte drei Plätze frei. Als dann ein großer lokaler Bus anhielt, nutzten wir unsere Chance und waren einmal mehr die einzigen Ausländer und wurden ungeniert angestarrt, meist aber auch angelächelt. Die Fahrt dauerte mit sechs Stunden zwar eine Stunde länger, kostete aber auch nur die Hälfte. Wir brauchten länger, da wir wieder einmal auch viele Schüler an unterschiedlichen Stellen aufsammelten. Das fand ich sehr spannend, vor allem weil die 12-16-jährigen Jungs sich immer um die Mädels scharten wie die Motten um das Licht, um dann mit altersgemäß coolem Gebaren auf Englisch dumme Sprüche abzulassen. Sophie fand das sehr merkwürdig, Emma mega peinlich und ich total witzig, wobei ich mich auch daran gewöhnen muss, dass Emma, die hier in Asien oft schon auf 16 geschätzt wird, tatsächlich von halbstarken Jungs angehimmelt und auch manchmal angebaggert wird.

Auch auf dieser Fahrt wurden wir von einem Tropenschauer überrascht und da man die Fenster nicht alle schließen konnte, auch wieder ordentlich nass. Da es im Anschluss aber immer gleich wieder tropisch warm ist, wird man vom Fahrtwind trocken gepustet. Trotzdem habe ich mir jetzt nach der dritten unverhofften Dusche in drei Tagen eine Erkältung eingefangen und war sehr froh, als wir am Nachmittag wieder im Bamboo Nest einkehrten, was wir ja schon kannten. Dieses Hostel hat eine unglaublich entspannte Atmosphäre und die Besitzer sind sehr hilfsbereit. Hier konnte ich jetzt die lehmverkrustete Wäsche nochmal in einer Waschmaschine waschen und die Mädels genossen die Gespräche mit den vielen anderen deutschen Gästen. Jedes Mal, wenn ich die Kinder anderen Menschen von unserer Reise und unseren Erlebnissen erzählen höre, wird mir bewusst, was für ein Abenteuer wir da gerade leben. Glücklicherweise geben alle offensichtlich reisebegeisterten Gesprächspartner den Kindern auch immer das Feedback, dass sie totale Glückspilze seien, so etwas erleben zu dürfen. Dass viele Menschen zuhause das vielleicht anders sehen, ist mir durchaus bewusst, aber wichtig ist ja, dass wir es so empfinden.

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