Staunen von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang in Angkor Wat

Unser geliebter Lonely Planet hat es als Sakrileg bezeichnet, nur einen Tag in den Tempelanlagen von Angkor Wat zu verbringen und so haben wir uns pflichtschuldig ein Dreitagesticket gekauft und jetzt, nach dem zweiten Tag, können wir schon sagen: Das hat sich definitiv gelohnt! Sophie kann dieses wahrhaft atemberaubende Weltwunder noch völlig umsonst besuchen, während Emmas Ticket schon die vollen 62 US$ kostet. Leider hat das nun aber auch für Sophie bedeutet, dass wir trotz ihrer Größe nicht schummeln konnten und ihr der Weg auf die Türme von Angkor Wat wegen ihres Alters versperrt blieben. Nachdem wir am ersten Tag alle Tempel der kleinen Runde und am zweiten die Tempel der großen Runde besucht haben, hat sie aber sowieso lieber Bayonne in Angkor Thom zu ihrem Lieblingstempel erklärt, da man wegen seiner Größe dort am besten Verstecken spielen bzw. die Mama zur Verzweiflung treiben kann!

Das ist natürlich nicht ernst gemeint, denn obwohl ich beide Mädels wirklich innerhalb der ersten fünf Minuten in dem riesigen für seine Statuen mit vier Gesichtern bekannten Tempel aus den Augen verloren hatte, ging mir das Herz auf, mit welcher Begeisterung sie die Anlage erkundeten und erkletterten, welche Details sie ins Staunen brachten und vor allem, dass sie meine Begeisterung für diesen Ort, den ich vor 20 Jahren schon einmal besuchen durfte, teilen. Nach Macchu Picchu ist Angkor Wat nun das zweite Bauwerk auf der Wunschliste meines Vaters, der aus der Ferne täglich großen Anteil an unserer Reise nimmt, das wir besuchen, und während er Macchu Picchu noch nicht selbst gesehen hat, war er schon zweimal hier und gibt uns dementsprechend gute Ratschläge, was wir auf keinen Fall verpassen sollten. Deswegen hat es uns besonders gefreut, dass wir ihm gestern zu seinem Geburtstag eine Fotocollage aus einem seiner Lieblingsorte schicken konnten und vielleicht tröstet ihn das Urteil der Kinder, dass ihnen Angkor noch besser gefällt als Macchu Picchu, was sicher einerseits an der Vielseitigkeit der verschiedenen Tempel liegt, andererseits aber auch an der Möglichkeit, sie auf eigene Faust erkunden und erklettern zu können, ohne dass sofort jemand vom Sicherheitspersonal schimpft und „Nicht anfassen!“ schreit.

Unser überaus freundlicher und fürsorglicher Fahrer Mr Samorn hat uns nicht nur immer mit Wasser versorgt und wenn nötig zu den Toilettenhäuschen, deren Erneuerung ich sehr freudig zur Kenntnis genommen habe, gefahren, sondern uns auch mit guten Tipps versorgt, was wir uns wo genau anschauen sollten. Da wir an beiden Tagen bei extremer Hitze über acht Stunden auf den Beinen waren, genossen wir die Fahrten zwischen den Tempeln auf den sehr bequemen orangen Sitzen und den Fahrtwind sehr. Nicht zuletzt wegen der Farbe fühlten wir uns wie die holländische Königsfamilie und ließen uns davon inspirieren, mal wieder Holländisch zu sprechen. Das machen wir momentan auch immer gern, wenn wir deutsche Touristengruppen treffen und selbst als Deutsche unerkannt bleiben möchten. Das finden die Mädels sehr lustig und es ist eine gute Übung für uns alle drei.

Unser zweiter Tag begann heute nun schon um 4.45 Uhr, weil wir den Sonnenaufgang hinter Angkor Wat sehen wollten. Obwohl der Besitzer unseres Hotels behauptet hatte, dass momentan nur etwa 1000 Besucher pro Woche hier wären, was im Vergleich zu den 10.000 am Tag vor der Pandemie nichts wäre, bekamen wir das Gefühl, dass die 1000 dann alle am gleichen Ort wie wir heute den Sonnenaufgang bewundern wollten und sich mit uns am Ufer des Sees für das perfekte Spiegelfoto drängelten. Zuerst war die Atmosphäre dadurch ein wenig angespannt, aber mit zunehmender Helligkeit und dem sekündlich lauter werdenden Zirpen der Grillen wurde auch die Stimmung lockerer. Plötzlich konnte man den vorher noch als unfreundlich wahrgenommenen Schubser von Nebenan und sein andächtiges Antlitz bei dem Blick, der uns alle ins Staunen versetzte, sehen und auf einmal kam man ins Gespräch, machte einander für das beste Foto Platz und bot sich gegenseitig an, Fotos voneinander zu machen. Teilweise teilte man Reisegeschichten und freute sich den Rest des Tages, wenn man sich in anderen Tempeln oder sogar beim Sonnenuntergang wiedersah… auch das scheint der Magie dieses unglaublichen Ortes geschuldet und ich bin froh und dankbar, dass ich das mit den Mädels erleben durfte. Schon nach dem dritten Tag in Kambodscha sind wir uns einig, dass sich diese Stippvisite auf jeden Fall gelohnt hat.

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