Mit einem Hochzeitssänger durch Maskat

Im Gegensatz zu Abu Dhabi gibt es in Maskat kein Kreuzfahrtterminal mit schicken Toiletten, Souvenirläden und freiem W-LAN, sondern nachdem man vom dritten Deck aus zwischen Containern und Industriematerial an Land geht, wird man von einem Shuttlebus zum Ausgang des Hafengeländes gebracht. Unser Busfahrer fuhr los, kaum dass wir drei als einzige Passagiere saßen und drückte uns eine Visitenkarte seines Bruders, der Taxifahrer ist, in die Hand. Als wir am Ausgang unsere Bordkarten und Visen für einen Tag vorgezeigt hatten, standen hier nun auch etwa hundert in lange weiße Kaftans gekleidete Fahrer, die alle gleichzeitig ihre Dienste anboten und uns im ersten Moment trotz aller Reiseerfahrung ein bisschen einschüchterten. Da empfanden wir den Bruder des Busfahrers, der seine Visitenkarte in meiner Hand erkannte wie den Retter in der Not, als er laut und bestimmt sagte, dass wir seine Gäste seien und uns mit zu seinem Taxi nahm. Das Schöne ist, dass es hier in Maskat einen Festpreis für Taxifahrten gibt, der stündlich berechnet wird und es dementsprechend wenig Diskussionen um den Preis gibt, wenn man erst einmal im Auto sitzt. Der liebe Youssef, dessen Spitzname Soso lautet, wie ja auch Sophie von ihren Kindergartenfreunden zu ihrem Leidwesen genannt wird, war ein echter Glücksgriff, denn eigentlich war er nicht nur Fahrer, sondern auch Guide, Beschützer und eben Hochzeitssänger. So konnten wir während der Fahrt nicht nur seinen extra für uns erstellten Hotspot nutzen, um Emails herunterzuladen und Fotos auf Polarstep hochzuladen, sondern auch um seine tatsächlich recht professionelle Musik kennenzulernen. Er sang begeistert zu seiner eigenen Stimme mit und wir lauschten fasziniert diesen für uns noch ganz fremden arabischen Klängen. An der Moschee setzte er uns mit wenigen Handgriffen die Kopftücher auf und befestigte Emmas Wickelhose mit Sicherheitsnadeln so, dass die strenge Sicherheitsdame nichts zu beanstanden hatte. Dann führte er uns durch die Moschee, erklärte, was er wusste selbst und winkte dann einen Guide heran, der weitere Vorträge über die Bauweise hielt. Als das zu einem Missionierungsgespräch zum Islam wurde, rettete er uns wieder und brachte uns hinter der Moschee zu einem lauschigen Plätzchen, wo uns zwei nette arabische Damen mit Datteln, Ingwertee und omanischem Kaffee versorgten, den Emma tatsächlich trank. Während der Verköstigung durften wir Fragen stellen und ich fungierte hier vor allem für Sophie als Übersetzerin, die sich doch wunderte, warum der Gebetssaal der Männer nicht nur um ein Vielfaches größer, sondern auch schöner war als der der Frauen. Diese Frage beantwortete eine der Damen sehr geschickt, indem sie uns erklärte, dass es das Privileg der Frauen ist, auch zuhause beten zu dürfen und nicht in die Moschee gehen zu müssen. Am Ende  der Fragerunde bekamen wir nicht nur den Koran auf Deutsch geschenkt, sondern auch eine Informationsbroschüre. Beides interessierte Sophie sehr, aber nachdem sie sich durch zwei Seiten schwierigen Text gekämpft hatte und fragte, ob die westliche Welt wirklich so böse sei, konfiszierte ich beides und wir lesen jetzt lieber wieder den vierten Band von Harry Potter.

Von der Moschee ging es zur Oper von Maskat, wo deren Architektur und die darin befindliche  Ausstellung von Instrumenten aus der Privatsammlung des Sultans uns sehr beeindruckte. Auch der Palast des bereits verstorbenen Sultans war einen Besuch wert, vor allem weil man auf dem Weg einen wunderschönen Blick auf die Berge und Täler und darin gebauten weißen Dörfer hatte. Nach vier Stunden Ausflug zog es die Kinder aber wieder zurück zum Schiff und so verabschiedeten wir uns nach einer kurzen Stippvisite zum Geldautomaten, wo ich mir omanische Rial, die erste Währung dieser Reise, die mehr wert ist als der Euro (1 Rial = 2,50€), abholte, um Soso bezahlen zu können.

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