Nach insgesamt sieben tollen und weitgehend trockenen Tagen in Rom, weint der Himmel heute und das tut mir besonders für meine Eltern leid, die heute ihren letzten Tag in Rom haben. Die letzten drei Tage haben sie mich sowohl mit ihrem Durchhaltevermögen, das uns noch einmal an allen Hauptsehenswürdigkeiten und einigen Geheimtipps, die sie auf vorherigen Romreisen gesammelt hatten, vorbeikommen ließ als auch ihrem unglaublichen Gedächtnis für die Besonderheiten gefühlt aller römischen Kirchen tief beeindruckt. Um ehrlich zu sein, habe ich mich an keinem anderen Ort auf unserer Reise so dumm gefühlt wie hier in Gegenwart meiner Eltern. Mein Vater hält aus dem Stegreif hervorragende Vorträge zu Kunstgeschichte und Baustilen und meine Mutter trägt für mich völlig überraschend Gedichte wie Conrad Ferdinand Meyers „Der römische Brunnen“ vor. Lediglich wenn es darum ging, bei Googlemaps die besten öffentlichen Verkehrsmittel herauszufinden, konnte ich mal punkten, aber leider ließ die Verlässlichkeit des römischen Busverkehrs zunehmend zu wünschen übrig, sodass ich auch hier keinen Blumentopf gewinnen konnte. Neue Highlights der letzten drei Tage waren für mich das Schlüsselloch von Rom auf dem Aventin, der Quirinalpalast, der Blick über den Piazza del Popolo von oben und der Weg zur spanischen Treppe, die wir dann hinabgestiegen sind, statt sie nur von unten zu bewundern. Außerdem hat mein kleiner Bücherwurm Emma darauf bestanden, dass wir die in Dan Browns „Illuminati“ genannten Altäre der Wissenschaft abwandern und so standen noch die Kirchen Santa Maria del Popolo mit dem Dämonenloch und Santa Maria della Vittoria mit der verzückten Mariastatue auf dem Plan, denn das Pantheon, den Petersplatz, den Brunnen auf dem Piazza Navona und die Engelsburg hatten wir ja vorher schon besichtigt. Heute wollten wir eigentlich noch zum Lateranpalast und zur Kirche Santa Maria Maggiore – zwei Sehenswürdigkeiten, an die meine Eltern gute Erinnerungen von vorherigen Reisen hatten, aber diese Pläne sind im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser gefallen, denn bei strömendem Regen macht eine Städtetour eben nicht so viel Spaß. Nachdem wir von unserer Ferienwohnung bis zu dem Campingplatz, auf dem die Mädels und ich heute unsere letzte Nacht in Rom verbringen werden, fast zwei Stunden mit öffentlichen Verkehrsmitteln statt der veranschlagten 40 Minuten gebraucht haben, gingen wir hier in der Nähe essen und checkten dann ein. Meine Eltern waren sehr interessiert, wo wir nun nächtigen würden und ich war sehr erleichtert, dass der kleine, aber eben auch günstige Bungalow wirklich gut aussieht und sie sich keine Sorgen um uns machen müssen, wo wir jetzt wieder voll auf den Backpackermodus umgestellt haben. Alle schicken Kleidchen und Schuhe und noch einiges mehr befindet sich nämlich im Bangkok gekauften Koffer, den wir ihnen ja mit nach Deutschland schicken. Nun heißt es für uns wieder Abschied nehmen – von den Großeltern und auch von Europa, was uns mit dem Himmel um die Wette weinen lässt. Glücklicherweise stehen aber noch einige spannende Reiseziele auf unserem Plan und nachdem wir nun ja wissen, wie schnell die achteinhalb Monate vergangen sind, gehen wir stark davon aus, dass auch die nächsten drei schneller vergehen, als es uns lieb ist. An dieser Stelle möchte ich mich noch einmal bei meiner Familie bedanken, die nicht nur die Nachtbusstrapazen nach Rom auf sich genommen haben, sondern uns auch aus der Ferne immer mit Rat und Tat zur Seite stehen.