Jo…, jo…, jo…, Jordanien

Während Emma und Sophie nun fünf Tage mit Pascal in einem Aquapark in Sharm El Sheikh verbringen, habe ich mich auf den Weg gemacht, das nahe Jordanien zu erkunden. Eigentlich wollte ich mit der Fähre übers Rote Meer setzen und von Süd nach Nord fahren, da ich aber erst am 27.4. los konnte und die Bus- und Fährverbindung nur einmal am Tag möglich ist und außerdem auch ganz schön teuer, bin ich stattdessen mit dem ersten Flieger in Jordaniens Hauptstadt Amman geflogen und obwohl diese Stadt nicht der Grund war, das Land zu besuchen, bin ich im Nachhinein froh, dass ich einen Tag dort verbracht habe. Die Festung, das römische Theater, die große Moschee und der Markt in der Altstadt waren wirklich einen Besuch wert und vor allem in dem liebevoll geführten Hostel, in dem ich zum ersten Mal seit langer Zeit mal wieder in einem Dorm, also einem Schlafsaal, übernachtete, fühlte ich mich sehr wohl und lernte gleich viele Leute kennen. Unter anderem einen Franzosen, der seit insgesamt sieben Jahren durch die Welt reist und nach drei Monaten in Amman tatsächlich an diesem Tag seinen letzten Abend hatte und mir sein Lieblingsrestaurant zeigte, wo ich ein paar jordanische Köstlichkeiten probieren konnte, wobei ich alles lecker fand, aber vor allem der Nachtisch mich überzeugte.

Früh an meinem zweiten Tag nahm ich erst ein Uber zum Busbahnhof und dann einen Bus nach Wadi Musa bzw. Petra, was für mich der ausschlaggebende Grund war, Jordanien zu besuchen, denn seit 30 Jahren hängt ein wunderschönes Foto der Schatzkammer von Petra im Wohnzimmer meiner Eltern, das sie bei der damaligen Jordanienreise geschossen haben und ich kann mein Glück kaum fassen, das ich jetzt die Gelegenheit habe, diese uralte Stadt in den pinken Felsen selbst zu erkunden. Da ich mir den Jordanienpass schon vor der Anreise online gekauft hatte, der nicht nur das Visum fürs Land, sondern auch den Eintritt für Petra und eigentlich fast alle anderen Sehenswürdigkeiten in Jordanien enthält, konnte ich an der langen Schlange am Ticketschalter vorbeiziehen, ließ mein Gepäck in einer Umtauschstube und dachte, dass die sieben Stunden, die mir bis zur Schließzeit des Ladens blieben, sicher locker reichen würden, Petra zu erkunden. Sieben sensationelle Stunden später war ich eines Besseren belehrt, denn neben den Hauptsehenswürdigkeiten Petras sind es vor allem die anstrengenden Wanderwege zu Aussichtspunkten oder zum hohen Opferplatz, die den Besuch besonders machen, da man da abseits der Massen auf vielen steinigen Stufen atemberaubende Aussichten genießen kann. So schaffte ich es also nicht am ersten Tag bis zum weit entferntesten Punkt, dem Kloster und nun stand die schwere Entscheidung vor mir, ob ich den folgenden Tag noch in Petra bleiben sollte oder eigentlich meine einzige Chance nutzen sollte, weiter nach Wadi Rum zu fahren, wo mir mein Vater dringend empfohlen hat, eine Jeep-Safari mit Übernachtung im Beduinenzelt zu machen. Als ich mir dann die Busfahrzeiten und alle Rückkehrmöglichkeiten nach Amman anschaute, damit ich auch rechtzeitig zu meinem Rückflug wieder da sein würde, buchte ich kurzentschlossen den einzigen lokalen Bus des Tages für den nächsten Früh um sechs und eine Jeepsafari mit Übernachtung und dann gleich den Bus zurück nach Petra, der mich um 10 Uhr morgens wieder zurückbrachte und den Bus abends um 17.30 Uhr nach Amman, was mir nun also noch einmal sieben Stunden Zeit in Petra gab. Nach all der Bucherei ließ ich den Tag mit einem leckeren Tagine-Essen und dem 1989 in Petra gedrehten Indiana Jones-Film ausklingen.

Letzten Endes kann ich nur sagen, dass es sich gelohnt hat, auf meinen Vater zu hören. Die Wüste von Wadi Rum, in der ja nicht nur vor langer Zeit der Film „Lawrence von Arabien“, sondern auch vor nicht allzu langer Zeit „Der Marsianer“ und einer der neuen Star Wars-Filme gedreht worden ist, haut einen um. Die vielen verschiedenen Farbtöne des Gesteins und des Sandes wirken wirklich, als wäre man auf einem anderen Planeten und sind auch von einer schier außerirdischen Schönheit. Wenn ich ganz ehrlich bin, hatte ich es genauso eigentlich im australischen Outback erwartet, aber durch den nassen Frühling war das während unserer Besuchs ja weit grüner, als gedacht. Der Tag im Jeep verging wie im Flug und da ich oben auf dem Dach saß, fühlte er sich manchmal auch so an. Ungefähr jede halbe Stunde kamen wir zu einer anderen Felsformation, wo man entweder prähistorische Wandmalereien bewundern oder klettern oder einfach nur die Aussicht genießen konnte. Mittagessen kochten unsere beiden Begleiter in einer Felsschlucht auf einem Feuer für uns und hungrig futterten wir auf dem Boden sitzend den leckeren Schmaus. Bei einem weiteren Halt, wo man lustige Fotos mit einem Felsbrocken machen konnte, der wie ein Pilz aussah, hatten die Beduinen ein Netz aufgespannt und begeistert spielte ich eine Runde mit Volleyball und war schwer beeindruckt, wie schnell die Einheimischen in ihren langen Kaftans, Schlappen an den Füßen und Arafattüchern auf dem Kopf dem Ball nachjagten. Auf dem Weg zum Sonnenuntergang rutschte unsere Gruppe, die sinnbildlich den ganzen Tag schon zusammen gewachsen war, nun auch physisch enger zusammen, da es mit der schwindenden Sonne saukalt wurde. Dicht an dicht gedrängt saßen wir im und auf dem Jeep und besonders die Leute mit kurzen Hosen und Sandalen taten mir leid und zum ersten Mal habe ich Holländer, denen in meiner Wahrnehmung kalte Temperaturen nie etwas auszumachen scheinen, frieren sehen. Dementsprechend glücklich und erleichtert kehrten wir im Dunkeln im Beduinencamp ein, wo nicht nur ein warmer Tee, sondern auch unser Gepäck schon auf uns wartete. Nachdem sich alle noch eine Lage zusätzlicher Klamotten aus den Rucksäcken gezogen hatten, ging es zum Gemeinschaftszelt, vor dem der Koch uns zeigte, wie er das Fleisch und Gemüse aus dem Loch im Sand zog, in dem es vorher auf heißen Kohlen anderthalb Stunden gegart hatte. Davon abgesehen gab es ein Buffet mit leckeren Salaten und Reis und noch einmal jordanische Süßigkeiten zum Nachtisch. Warm und gesättigt lauschten wir dann der Beduinenmusik und nach einer weiteren Tasse Tee begann das wilde Tanzen, bei dem langsam aber sicher, wieder alle zusätzlichen Lagen Kleider abgelegt wurden. Zuletzt gab es dann für die, die wollten, noch Shishas und beim Rauchen der Wasserpfeife fühlte ich mich sehr an meinen Israelaustausch erinnert, als ich 17 war, wo wir uns alle eine Wasserpfeife und ganz viel Apfeltabak gekauft hatten. Auf dem Weg zurück zum Zelt erstreckte sich über uns ein famoser Sternenhimmel und ich schaute hinauf, bis mein Nacken steif und die Knochen kalt waren. Dann kroch ich glücklich unter die Decken in meinem Zelt und im nächsten Moment wurde ich vom Geräusch eines Kamels wach und stellte erstaunt fest, dass es bereits der nächste Morgen war, wenn auch sehr früh. Dick eingemummelt krabbelte ich aus meinem Zelt und als ich sah, dass die Sonne fast aufging, lief ich zu den Kamelen und genoss den Sonnenaufgang in ihrem beruhigend wiederkäuendem Beisein. Dabei kamen die Babykamele immer wieder mal neugierig angestakst.

Nach einem sehr vielfältigen Frühstück ging es mit dem Jeep zurück ins Dorf und von da fuhr ich, wie gebucht, mit dem Bus zurück nach Petra

. Dort nahm ich den freien Shuttlebus ins kleine Petra, was auch eindrucksvoll, wenn auch kleiner, dementsprechend auch viel leerer ist. Von dort kann man sich mit dem Jeep dann zum Hintereingang fahren lassen, von dem aus man etwa eine Stunde durch eine unglaubliche Felslandschaft wandert, um dann mit einem wunderschönen Blick auf das Kloster belohnt wird. Nach einer kurzen Pause machte ich mich dann auf den langen Weg zurück zum Haupteingang, kletterte gegen den Strom die 850 Stufen runter und machte regelmäßig Platz für die armen Eselchen, die lahme oder faule Touristen den Berg hochschleppen mussten. Staubig und erschöpft schaffte ich es bis zur Abfahrt des Buses zurück und lernte auch auf dieser Fahrt einen weiteren Weltreisenden kennen und während wir Geschichten und Erfahrungen austauschten, waren die dreieinhalb Stunden fast zu schnell vorbei. Mit einer Japanerin teilte ich mir das Uber zum Flughafen, wo ich jetzt noch ein paar Stunden totschlagen muss, bis morgen Früh mein Flug zurück nach Ägypten geht. Obwohl es letzten Endes nur vier Tage in Jordanien waren, würde ich diese auf keinen Fall missen wollen.

Ein Gedanke zu „Jo…, jo…, jo…, Jordanien“

  1. Ich habe schon länger nicht mehr reingeschaut in den Blog … und freue mich zu lesen, wie fleißig ihr immernoch die Welt erkundet!
    Petra ist auch eines meiner lang gehegten Wunsch-Ziele. Irgendwann werde ich das auch noch schaffen 😉
    Liebe Grüße!

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