Seit unserer Ankunft in Südafrika ist der Ärger mit irgendwelchen unverschämten und aufdringlichen Taxifahrern wieder vergessen, weil wir hier wie auch in Neuseeland und Australien wieder selbst fahren und zwar auch wieder auf der linken Straßenseite, aber hier nicht mit dem Camper, sondern mit einem kleinen Renault Kwid. Nachdem bei unserem Umstieg in Malawi noch sehr afrikanische Zustände herrschten und wir vom Flugzeug aus kurz übers Rollfeld in einen Warteraum gelaufen sind, in dem man dann von einer Frau ganz unkompliziert zu seinem Flug aufgerufen wurde und wieder übers Rollfeld zur nächsten Maschine marschierte, kamen wir auf dem internationalen Flughafen von Johannesburg wieder in der modernen Flughafenwelt an, wie wir es in Deutschland gewöhnt sind. Wie nun schon unzählige Male vorher ging es erst durch die Immigration, dann zum Gepäckband, weiter zum Geldautomaten und danach eine Simkarte kaufen. Was hier nun neu war, ist, dass wir danach zum Avisschalter liefen, wo wir sehr schnell und unkompliziert zu unserem Mietauto gebracht wurden und schneller, als wir uns versahen, befanden wir uns auf den als so gefährlich deklarierten, südafrikanischen Straßen. Wie im Internet empfohlen, hatten wir alles Wertvolle ganz tief im Auto versteckt und fuhren nun mit runter gedrückten Knöpfchen und durch all die Schauermärchen, die wir gehört hatten, etwas nervös durch Johannesburg zum Western Shop. Schon auf dieser ersten kurzen Strecke fiel uns auf, dass das, was wir hier sahen, viel mehr Australien als Tansania ähnelte. Die Straßen waren in einwandfreiem Zustand, die darauf herumfahrenden Autos zum Großteil glänzende Pickups und am Straßenrand fand sich ein westliches Geschäft nach dem anderen. Nichts davon haben wir irgendwo in Tansania erlebt oder gesehen und ich musste an die vielen Bemerkungen denken, in denen uns gesagt wurde, dass Südafrika nicht das echte Afrika sei und dass es genau deswegen bei Deutschen genau wie Namibia so beliebt sei, weil diese Länder vom Standard Europa viel mehr ähneln als die Länder, die zentral in Afrika liegen. Ein Unterschied zu Australien war allerdings, dass es sich bei all den schicken Wohngegenden, durch die wir auf dem Weg zum Reitershop fuhren, um Gated Communities handelte, also eingezäunte Wohngemeinschaften mit einem bewaffneten Wachmann an der Pforte.
Im Reitladen rüsteten wir uns nun für die anstehende Arbeit auf der Horse & Gamefarm mit Stiefeletten, Chaps, Handschuhen und neuen Reithosen für die Kinder aus und dann ging es weiter in Richtung Nordosten. Den Ort für unsere erste Nacht haben wir einfach danach gewählt, wie weit wir es im Hellen schafften, denn ein weiterer Ratschlag an Touristen in Südafrika ist, unter keinen Umständen im Dunkeln zu fahren. Da hier ja gerade Winter ist, geht die Sonne bereits um 17.15 Uhr unter und so schafften wir es nur bis zu dem Städtchen, das uns auch wegen seines lustigen Namens Emalahleni zusagte. Die günstige, einer modernen Jugendherberge ähnelnde Unterkunft war natürlich auch eingezäunt und als wir kurz vor fünf eincheckten, erlebten wir das erste Mal das uns schon von allen Südafrikanern, die wir auf dieser Reise kennengelernt haben, angekündigte Load Shedding, was soviel bedeutet, dass die Stromversorgung nicht für alle reicht und dass nach einem ganz ausgeklügelten Plan in unterschiedlichen Teilen des Landes zu unterschiedlichen Zeiten der Strom abgestellt wird… und das inzwischen wohl teilweise bis zu 12 Stunden am Tag. Vor dem Jahr 2026 wird es hier wohl auch keine Besserung geben und während die Kinder nach dem frühen Start in diesen Tag schon zeitig ins Bett gingen, versuchte ich mal herauszufinden, woran diese Notsituation eigentlich liegt und obwohl ich im letzten Schuljahr vor der Reise mit meinem Englischgrundkurs nicht nur das südafrikanische Buch „Mother to Mother“ gelesen hatte, sondern auch die brutale Geschichte des Landes und den Weg aus der Apartheid und die darauf folgenden, immer noch existierenden Schwierigkeiten behandelt hatte, war ich auf das, was die Recherche zu diesem Load Shedding ergab, nicht vorbereitet, denn sie zeichnete das Bild eines völlig disfunktionalen, korrupten und auch grausamen Staats. Leider fand ich im Zug dieser Internetrecherche auch immer wieder den Namen dieser Kleinstadt, die wir uns zum Übernachten ausgesucht hatten, da sie mitten im Kohleindustriegebiet lag und es hier angeblich regelmäßig bewaffnete Überfälle auf Kohletransporte und ein illegales Kohlewerk gäbe. Am nächsten Morgen ging es entgegen unserer ursprünglichen Pläne doch nicht direkt zur Pferdefarm, da uns die Besitzer wegen unserer verspäteten Ankunft gebeten hatten, ob wir nicht zuerst den Kruger Nationalpark erkunden wollten und erst am Montag anreisen könnten, da sie am Wochenende noch andere Gäste hatten. Als wir am Vorabend probiert hatten, noch Unterkünfte innerhalb des Parks zu bekommen, waren wir aber zu spät und entschieden uns dann für ein ganz tolles, aber unglaublich günstiges Ferienhaus in der Nähe des Parks für zwei Nächte und nachdem wir uns noch wärmere Fließjacken bei Woolworths gekauft hatten, da es am Morgen nur 4 Grad gehabt hatte, fuhren wir direkt dorthin und genoßen einen wunderschönen Nachmittag bei weit über 20 Grad und einen wegen des Load Sheddings dunklen Abend im schönen Ferienhaus. Dank Gasherd und Stirnlampe konnten wir aber wie geplant Spaghetti kochen und um halb acht war, wie es der Plan voraus gesagt hatte, der Strom auch wieder da.
Claudi, du hast meine ganzen Respekt!! Ich lese immer zwischendurch mehrere Einträge und bin schwer beeindruckt, wie und was Du und die Mädchen alles macht und hinbekommt! Viele liebe Grüße