Wenn wir denken, es kann eigentlich nicht mehr besser werden, ergeben sich auf dieser Reise plötzlich Möglichkeiten, von denen wir nicht mal zu träumen gewagt haben. Beispiele dafür sind dabei die Ziplines in Peru, der Gletscher in Argentinien, die Tauchtour in Australien, die Kreuzfahrt mit Stippvisiten in die arabische Welt, das Treffen mit meiner Familie in Rom, die Heißluftballonfahrt in Ägypten, die Freiwilligenarbeit in Tansania, das Schwimmen mit Delfinen auf Sansibar, dann nun die letzten drei Wochen am Ort unserer Träume, was ja schon wie das Sahnehäubchen auf der besten Torte der Welt, unserer Reise, war und gestern kam nun noch die Kirsche und die Schokoflocken oben drauf.
Die Kirsche war der Helikopterpilot Jerry, ein guter Freund unserer Gastgeber hier, der uns gestern in seinem Hubschrauber von Hoedspruit aus eine Stunde über den Blyde Canyon geflogen hat. Schon der Flug allein war atemberaubend und die Landschaft unvorstellbar schön. Nachdem wir morgens noch zwei Stunden mit den Pferden geholfen hatten, fuhren wir um neun zusammen mit Uli und den Welpen, die sich in den letzten zwei Wochen gefühlt verdoppelt haben, ins 80 Kilometer entfernte Hoedspruit zum Tierarzt. Dort bekamen die zwei süßen Hündchen dann eine Impfung und einen Mikrochip, was sie zu Sophies großer Verwunderung gar nicht schlimm zu finden schienen. Danach durften sie als Seelentröster in der Tierklinik bleiben, weil alle Mitarbeiter eine Aufmunterung vertragen konnten, weil sie kurz zuvor ein Gürteltier, das vom Schwarzmarkt gerettet worden war, einschläfern mussten. Da wir die Welpen also in den besten Händen wussten, fuhren wir zu einem Touristencenter, wo es nicht nur einen Bananenshake und einen Schokobrownie für die Mädels gab, sondern auch viele tolle Kunst-, Schmuck- und Souvenirläden, wo uns Uli als Andenken ein Bild eines einheimischen Künstlers schenkte, was egal wo wir wohnen werden, einen Ehrenplatz bekommen und uns immer an unsere Zeit hier erinnern wird. Als sie dann einen Anruf bekam und los musste, um sich mit einem alten Bekannten zu treffen, hatten wir die Möglichkeit mit dem Künstler, der sie gut zu kennen schien, ins Gespräch darüber zu kommen, womit wir ihr eine Freude machen könnten. Er beriet uns hervorragend und eine halbe Stunde später machten wir uns mit mehreren schweren Tüten bepackt auf den Weg zum Auto. Uli saß mit ein paar Bekannten im Café und winkte uns zu sich. Da lernten wir nun auch noch die Schokoflocken auf unserer Torte kennen, denn einer ihrer Freunde ist einer der drei südafrikanischen Tenöre, der sich spontan entschied, mit seinem Sohn die nächsten zwei Nächte mit zur Farm zu kommen, wo wir gestern bis spät in die Nacht am Feuer saßen und seiner sensationellen Stimme lauschen durften, die mir immer wieder eine Gänsehaut auf die Arme zauberte.
Noch während wir mittags im Café saßen, hörten wir die Hubschrauberrotoren und los ging es zum nahe gelegenen Flugplatz, wo Jerry gerade seinen Helikopter betankte. Da er die Türen rausgenommen hatte, empfahl er uns, unsere Jacken mitzunehmen und obwohl er in kurzer Hose und kurzärmeligem Hemd flog, waren wir keine fünf Minuten nach dem Start auf 1700 Meter Höhe und bei 150 km/h dankbar für diesen Tipp. Ich fühlte mich vorne neben Jerry wie in einem Actionfilm und konnte mein Glück kaum fassen. Als sich das Flussbett im Canyon unter uns öffnete, erzählte er uns, dass Tom Cruise hier vor Kurzem Mission Impossible 8 gedreht hat, was absolut nicht verwunderlich ist, denn diese Kulisse war von kaum etwas zu toppen, was wir auf dieser Reise gesehen haben. Auf einem der Felsen sah ich unter uns plötzlich Bewegung und schrie „Leopard“. Da lachte Jerry, machte eine waghalsige Drehung und sagte, dass das kein Leopard, sondern die sehr viel seltenere Servalkatze war und dass wir wohl ganz schöne Glückspilze seien, da er diese selbst noch nie aus dem Hubschrauber gesehen hatte. Da konnte ich natürlich nur zustimmen. Zum Leidwesen der Kinder hat sich mir bei dem Flugmanöver über der Wildkatze der Magen umgedreht, was Jerry an meiner etwas grünlichen Gesichtsfarbe merkte, sodass es weniger wild weiterging. Die Stunde im Helikopter verging aber viel zu schnell, reihte sich aber sofort in unsere immer größer werdende Highlightsliste dieser Reise ein. Zurück am Hangar hatten wir noch kurz Zeit und Sophie kletterte auf die Hochebene mit Sofas und schrie aufgeregt, dass wir dringend mal kommen müssten. Dort oben hatte sie nämlich eine Bildergallerie entdeckt, wo man Jerry bei seinem eigentlichen Job im Tierschutz sehen konnte, wo er fliegt, um beim Enthornen von Nashörnern und Elefanten hilft, um sie vor Wilderern zu schützen oder Babynashörner, deren Mütter von Wilderern erschossen wurden, in seinem Helikopter ins nächste Nashornwaisenhaus bringt. In unseren Augen ist auch Jerry ein Held und wir sind so froh, dass wir ihn kennenlernen durften. Gut, dass die Reise nun zuende geht, denn besser kann es einfach nicht mehr werden.