Auf völlig unbekannten Wegen ging es heute zur südlichsten Ecke Neuseelands. Während ich Neuseelands Prunkstück, den Milford Sound im Südwesten schon dreimal besucht habe, war ich hier im Südosten noch nie. Da das Wetter im Westen aber immer noch gruselig gemeldet ist und der Weg ins Fjordland auch bei schönem Wetter schon lang und beschwerlich, wenn auch atemberaubend schön ist, haben uns die vielen Neuseeländer, die uns von diesem südlichsten Nationalpark auf der Südinsel vorgeschwärmt haben, überzeugt, als Alternative die Catlins zu erkunden. Der Wettergott war uns gnädig und so haben wir heute einen fantastischen Roadtrip mit fünf Stopps gemacht.
Erst fuhren wir von Fortrose zum Waipapa Leuchtturm, wo uns gleich ein ziemlich großer Seelöwe am Strand begrüßte und uns die Geschichte des Turms faszinierte, der Ende des 19. Jahrhunderts gebaut wurde, nachdem bei einem Schiffsunglück 131 Leute ums Leben gekommen waren. Von hier aus ging es weiter zum südlichsten Punkt der Südinsel, zu dem man über eine Schafweide kommt und der lediglich mit einem Schild ausgewiesen wird, das auch die Entfernung zum Südpol und zum Äquator angibt. Nicht weit davon entfernt, ist dann nur noch ein Warnhinweis, dass man sich nicht vom Wind über die Klippen wehen lassen soll. Alles in Allem etwas antiklimaktisch, aber jetzt können wir sagen am nördlichsten Zipfel der Nordinsel und am südlichsten Zipfel der Südinsel gewesen zu sein. Der Höhepunkt ließ aber, wie in Neuseeland normal, nicht lange auf sich warten, denn der nächste Halt war in Curio Bay, wo wir zwar bei der Pinguinwanderung den fast ausgestorbenen Hoiho, den gelbaugigen Pinguin, nicht zu sehen bekamen, weil gerade Brutzeit ist, aber wo der versteinerte Wald, den die Ebbe frei gibt, unglaublich fasziniert hat. Dabei handelt es sich um Bäume, die vom Aschefluss der Vulkane mit zum Meer getrieben worden sind und die hier seit unvorstellbar vielen Jahren versiegelt liegen und den Muscheln, Schnecken und dem Seetang ein spektakuläres Zuhause bieten. Wäre da nicht der Hunger gewesen, hätten die Kinder dieses Gebiet stundenlang erforschen können. Zum Mittagessen fuhren wir auf die nahe gelegene Klippe, von wo aus man auf der einen Seite die Bucht mit dem versteinerten Wald und auf der anderen Seite den goldenen Strand der Curio Bay bewundern konnte. Hier stieß auch Pascal auf dem Motorrad wieder dazu und während Emma und ich in der Mittagspause Tagebuch schrieben, zeigte Sophie Pascal auch noch das Naturschauspiel des versteinerten Waldes.
Danach fuhr Sophie bis zum nächsten Halt bei den Pukaunui Falls mit auf dem Motorrad. Dort stand eine kleine Wanderung zu einem wunderschönen Wasserfall auf dem Programm, der in der Sonne glitzerte. Nach dem Rückweg zum Parkplatz wollte Sophie lieber wieder in der Jucy mitfahren und DJane spielen, also fuhr Emma bei Pascal mit und konnte so das spektakulärste Stück Weg zum Nugget Point vom Motorrad aus genießen. Auch hier stand wieder ein kleiner Spaziergang an, während dem man tief unterhalb der steilen Klippen die Seelöwen bellen hören und mit guten Augen auch die Jungen spielen sehen konnte. Am Ende des Weges gab es eine Plattform, von der aus man einen beeindruckenden Blick auf die im tiefblau-türkis farbenen Meer liegenden Nuggets bzw. Felsformationen hatte. Auch von hier konnte man Seelöwen schwimmen, jagen, spielen und schlafen sehen und Emma sagte, dass sie sich genauso die Galápagosinseln vorgestellt hätte und nicht so grau und bewölkt, wie wir sie erlebt hatten und dass sie es hier schöner fände, und insgeheim, ohne den ecuadorianischen Sensationsinseln zu nahe treten zu wollen, musste ich ihr hier recht geben.
Auf dem Rückweg zum Parkplatz trafen wir dann zu Sophies Verzückung noch auf ein Brautpaar beim Fotoshooting im Abendlicht und auf dem Parkplatz auf die luftig bekleideten Brautjungfern, die sich in einem Oldtimer-Bus beim Sektempfang vergnügten und wahrscheinlich aufwärmten. Zum nächsten Freedom Camping südlich von Dunedin an der Ostküste waren es noch anderthalb Stunden Fahrt, bei der wieder Emma mit Pascal und Sophie mit mir fuhr. Bis wir mit der Jucy über die sehr steilen Hügel zwischen Autobahn und Strand gekrochen kamen, mussten auch Emma und Pascal sich dringend aufwärmen und so kuschelten sie sich gemeinsam unter die grün-lila Jucy-Decke (die Firma bleibt sich im farbenblinden Konzept bis ins letzte Detail treu), während Sophie und ich Cheeseburger mit Maiskolben und Salat zum Abendessen kochten. Danach stand für Pascal die Fahrt nach Dunedin ins Backpacker an, während wir spülten, die Jucy für die Nacht bereit machten und wieder ein weiteres Kapitel des dritten Harry Potter-Bandes lasen.