Es ist hier 3.37 Uhr, es hat 3 Grad und ich bin vor etwa einer Stunde mit heftigen Kopfschmerzen und einer sehr vollen Blase aufgewacht und wollte im ersten Moment das Campingleben verfluchen. Als ich dann aber Leggins und Fleecejacke angezogen hatte und aus dem Wohnmobil gestolpert war, blieb mir vor Staunen der Mund offen stehen, denn in absoluter Dunkelheit breitete sich hier ein Sternenhimmel über mir aus, wie ich ihn noch nie gesehen hatte. Es waren nicht nur unzählbar viele, sondern sie wirkten auch so nah, als könnte man sie pflücken und in die Tasche stecken. Da waren die Kopfschmerzen erst einmal vergessen, aber das andere Problem duldete keinen Aufschub. Mit dem Kopf im Nacken machte ich mich also auf zum diesmal recht weit entferntn Klo und erst ein Geräusch am Boden, ließ mich den Blick wieder senken und ich sah eine ganze Hasenfamilie mit ihren weißen Puschelschwänzen aus dem Weg hoppeln. Diese ganze Situation mit der Sternendecke oben und den Häschen unten war so surreal, dass ich meinen Blogeintrag heute hiermit, also von hinten, beginnen musste, nachdem meine Hände nach dem Sternengucken wieder aufgetaut sind.
Bei euch heute, bei uns gestern ist bzw. war ja der erste Advent und obwohl wir schon eine Weile fleißig Weihnachtslieder auf der Fahrt trällern, fühlt sich Weihnachten und die nötige Stimmung trotz häufiger Wiederholung von „Last Christmas“ im Radio sehr weit weg an. Trotzdem wollten wir uns aber nicht die Gelegenheit entgehen lassen, den ersten Advent in irgendeiner Form zu begehen. Also liefen wir nach dem Frühstück mit Streichhölzern und Feuerzeug zum Strand, an dem wir übernachtet hatten und mit Hilfe einer gummiartigen Wasserpflanze, die hier überall rumlag, bastelten wir uns schnell mit vier Streichhölzern einen Impromptu-Adventskranz. Wie auch die letzten Jahre entschieden die Mädels, dass Sophie die erste und dritte und Emma die zweite und vierte Kerze… bzw. dieses Jahr Streichholz anzünden darf. Hier mussten wir also ein bisschen schneller „Wir sagen euch an den lieben Advent“ singen und spontan den zweiten Vers auf „sehet das erste Streichholz brennt“ ändern, damit wir es auch schafften, bevor das erste Hölzchen abgebrannt war.
Nach diesem neuen Adventsritual fuhren wir durch Dunedin ins Schwimmbad und auf dem Weg mitten durchs Zentrum konnte ich den Kinder schon die wichtigsten Sehenswürdigkeiten und die beeindruckende Straßenkunst zeigen, sodass sie später gern auf eine Stadtführung verzichteten. Während ich eigentlich nur duschen wollte, luden die großen Rutschbahnen, das Wellenbad und der Sprudelkanal die Kinder doch sehr zum Verweilen ein, sodass der Vormittag vorbeiging wie im Flug. Nach einer Stärkung fuhren wir weiter nach Norden, wo uns ein Tankwart den Tipp gab, unbedingt am Sandy Point bei einer Seelöwenkolonie vorbeizufahren. Mal wieder hat es sich gelohnt, auf die Einheimischen zu hören, denn das war ein wenig besuchter, sehr schöner Ort, an dem man die Seelöwen im Gegensatz zu gestern aus der Nähe beim Schwimmen, Spielen und Sonnenbaden beobachten konnte. Von hier aus war es nur noch eine Viertelstunde zu unserem eigentlichen Ziel Moeraki, wo viele kugelrunde und ziemlich große Steine am Strand die Foto- und posingwütigen Touristen anziehen. Genau wie vor 20 Jahren mit Tina zähle ich mich hier natürlich dazu und auch die Kinder kletterten und hüpften begeistert von Stein zu Stein.
Nach einem Schleckeis ging es noch zwei Stunden weiter in die Berge und da uns heute zum ersten Mal das Wasser in unserem Tank in der Jucy ausgegangen ist, waren wir erleichtert, dass wir kurz vor dem Tagesziel des Freedom Campings am Lake Pukaki noch eine Dumping Station fanden, wo wir das Wasser auffüllen und das Abwasser ablassen konnten. Am Campingplatz angekommen ließ ich den Kindern die Wahl, mit welcher Aussicht sie einschlafen und aufwachen wollten und sie entschieden sich für eine wunderschöne Stelle am See, bei der ich nicht nur beweisen musste, dass ich das Wohnmobil rückwärts einparken kann, sondern an der wir ziemlich schief stehen und zwar in beide Richtungen, also schlafen wir nicht nur in Schräglage mit Kopf nach oben, sondern auch alle auf einen Haufen gerollt auf der rechten Seite des Wohnmobils, was eventuell der Auslöser für meine Kopfschmerzen sein könnte, da das für meinen Gleichgewichtssinn gar nicht so einfach ist. Auch das Kochen war gar nicht so einfach, aber das haben heute die Mädels ganz allein übernommen, sodass ich nochmal einen Spaziergang machen konnte, bei dem ich auf vier Camper aus Kanada und Frankreich traf, die wir schon auf der Nordinsel gesehen hatten und mit denen ich mich festquatschte, bis die Kinder zum Essen riefen. Das Essen war köstlich und als Emma danach auch noch freiwillig spülte, fühlte ich mich in unserer Jucy fast wie im All-Inclusive-Hotel.
Die Überschrift des heutigen Blogeintrags ist übrigens gleichzeitig auch der Titel von Sophies momentanem Lieblingsfilm und ich bin mir ziemlich sicher, dass wir uns den dann in naher Zukunft noch mal anschauen werden, wenn ich Sophie morgen den Text zur Korrektur vorlese. Damit sage ich jetzt „Gute Nacht“.