Heute stand nun der erste längere Fahrtag an, wobei das mit anderthalb Stunden morgens und anderthalb Stunden nachmittags auch noch nicht so viel mehr als sonst war, aber heute sind wir auf einer ordentlichen Straße, dem Princes Highway, einfach mal schnell vorangekommen und befinden uns jetzt 300 Kilometer südlicher als noch gestern früh. Der erste Stopp war beim Woolworth in Narooma, wo wir nicht nur frisch fürs Mittagessen eingekauft, sondern auch unsere Vorräte allgemein wieder aufgestockt haben. Da wir nur einen Kilometer vor dem Supermarkt an einer wunderschönen Bucht mit Grillplätzen, wie die Australier, deren Kosename ja Aussies ist, sie lieben, vorbeigekommen sind, entschlossen wir uns, zum Mittagessen zu grillen. Obwohl die Lebensmittelpreise in Australien sehr hoch sind, ist das Fleisch genau wie in Neuseeland vergleichsweise günstig und sehr lecker. Emma entschied sich für eine Variation aus unterschiedlich mariniertem Rind, Lamm und Schwein und für Sophie gab es dazu wie immer Maiskolben. Auf den öffentlichen elektrischen BBQs haben wir schon in Neuseeland die Erfahrung gemacht, dass sich sowohl Süßkartoffeln als auch normale Kartoffeln in Scheiben mit ein wenig Öl und Salz super grillen lassen und mit einem grünen Salat war unser Mittagsschmaus so perfekt.
Wie gestern beim Lagerfeuer überließ ich die Federführung hier wieder den Mädchen und in den 20 Minuten, die man hier immer Grillzeit vor dem Abkühlen hat, zauberten sie ein wirklich köstliches Mittagessen. Ich dagegen quatschte mich bei der Gruppe am Nachbargrill fest, die uns ihr Salz liehen, weil wir unseres im Nacheinkaufschaos des Wohnmobils nicht finden konnten. Bei unseren Grillnachbarn handelte es sich um eine Gruppe Behinderter, die mit ihren Betreuern hier am Meer ihre Weihnachtsfeier abhielten und einen Riesenspaß hatten. Nach dem Mittagessen machten sie den Spielplatz unsicher, während die Betreuer alles aufräumten. Schon in Cairns hatte ich beobachtet, mit welch einer Routine die Aussies diese öffentlichen BBQs zur Außenküche für große Gruppen umfunktionieren und bewundere ihre Lässigkeit und Entspanntheit dabei sehr.
Nachdem die Kinder gekocht haben, war ich mit dem Abwasch und Grillputzen dran und nahm mir dabei fest vor, mich bei nächster Gelegenheit von den Aussies einweihen zu lassen, wie sie ihre Grills in kürzester Zeit wieder auf Hochglanz brachten, während ich hier ganz schön lange rumschrubbeln musste. Während ich sauber machte, tobten auch Emma und Sophie noch einmal ausgiebig auf dem Spielplatz und dann ging es weiter zum heutigen Tagesziel mit dem schönen Namen Eden und tatsächlich lag der erste echte Campingplatz, den wir in Australien besuchten, da wir alle nach der Wanderung und dem Lagerfeuer gestern dringend eine Dusche brauchten, damit wir nicht mehr wie verschwitzte Räucherwürstchen rochen, paradiesisch zwischen einem wunderschönen See und dem weißen Sandstrand. Neben dem Duschen war der zweite Grund für einen Campingplatz dann auch noch die Küche, denn da wir von vielen Freunden schöne Weihnachtskeksfotos zugeschickt bekommen hatten, wollten wir auch unbedingt in irgendeiner Form Plätzchen backen!
Da das bei den Aussies wohl aber keine Tradition hat, mussten wir dafür viele Hürden überwinden. Erstmal gab es nirgends Ausstechformen, aber dann fanden wir ein Lebkuchenmannset mit einer Ausstechform und Zuckerperlen und -guss zum Verzieren. Die zweite Hürde war der Transport der Margarine, die leider während der Mittagspause komplett flüssig geworden war und die wir dann mit Panzerband im Kühlschrank festgeklebt haben, um sie auf der zweiten Fahrt des Tages wieder runterzukühlen und nicht im ganzen Wohnmobil zu verteilen. Auf dem Campingplatz angekommen war die als gut ausgestattet deklarierte Küche ein Außenpavillion mit Grill, Gasplatten und Mikrowelle. Einen Ofen suchten wir vergebens. Da wir nun aber schon die ersten Hürden genommen hatten, ließen wir uns davon nicht von unserem Vorhaben abhalten und googelten kurzerhand „Plätzchen backen in der Mikrowelle“ und siehe da, natürlich hatte Chefkoch.de auch hier eine Lösung parat. Statt Nudelholz benutzten wir eine unserer Aluminiumflaschen, die wir hier gerade sonst nicht so oft brauchen, weil das Leitungswasser der Aussies oft ungenießbar ist. Der erste Keksmann sah nach den vorgegebenen 3,5 Minuten Backzeit leider aus wie eine Vulkanexplosion und es wirkte wirklich so, als hätte er ein verkohltes Herz und so wanderte er unter lautem Gezeter in den Müll. Beim zweiten Keksmann waren wir vorsichtiger, stellten die Wattzahl niedriger und schauten vorsichtshalber nach jeder Minute mal nach, ob er schon brannte. Nach etwa einer halben Stunde, in der sowohl der Duft als auch das laute Gekicher viele andere Camper, hauptsächlich Aussies, die unsere Weihnachtstradition sehr interessant fanden, anzog, hatten wir sieben Keksmänner zum Verzieren. Während ich völlig langweilig, den Mann auf der Packung nachmalte, überraschten die Mädels, bei denen Frauenpower in den Filmen, die sie schauen, und Büchern, die sie lesen, gerade ein großes Thema ist, mich, indem sie keine Keksmänner, sondern Keksfrauen, teilweise im Bikini, teilweise mit Schleifchen im Haar und hohen Haken aus den Figuren machten.
Nachdem Sophie die übrigen Zuckerperlen, die wir nicht zur Dekoration gebraucht hatten, einfach so aufgefuttert hatte, litt sie unter einem Zuckerschock und kam aus dem Kichern gar nicht mehr heraus. Deswegen gab es zum Abendessen mal nur Karotten und Salat und während der Keksduft die Aussies angezogen hatte wie das Licht die Motten, waren es beim Abendessen wir, die die Mosquitos, die die Aussies Mozzies nennen, anzogen und waren dementsprechend nach dem Essen völlig vermöbelt. Wie man diesen blutrünstigen Viechern einen so liebevollen Spitznamen geben kann, verstehen wir zwar nicht, aber vielleicht gehört das auch zur Lässigkeit der Aussies?
Das sind wahrlich die hübschesten Weihnachtsfrauen und -männer, die ich je gesehen habe. Fast zu schade, um sie zu verspeisen. Und dennoch … ich hoffe, sie haben euch geschmeckt 🙂