Frisch geduscht ging es für uns heute Morgen vom Campingplatz, wo man um 10.00 Uhr auschecken musste, nur einmal auf den nächsten Parkplatz gegenüber an den Strand, denn nachdem am 2. Advent im Great Barrier Reef auf dem Boot kein Strand und Land in der Nähe war, um unser zweites Streichholz anzuzünden, mussten wir das heute unbedingt nachholen. Diesmal nutzteLun die Kinder Stöckchen, Schilf und Blumen, um einen Kranz nachzuzeichnen und während Sophie noch damit beschäftigt war, rief Emma plötzlich „Delfine“. Da war der Adventskranz erstmal vergessen, denn tatsächlich schwamm eine ganze Gruppe Delfine gar nicht weit vom Strand entfernt vorbei und wir konnten unser Glück kaum fassen. Wir hatten zwar gehört, dass man hier tolle Delfintouren machen kann, aber dass wir direkt bei unserer kurzen Strandvisite so viele und so nah sehen würden, hatten wir nicht erwartet. Erst als wir wirklich keine Flossen im Meer mehr sehen konnten, trällerten wir dann die dritte Strophe von „Wir sagen euch an den lieben Advent“, die uns meine Schwester hilfreicher Weise hinter dem elften Türchen ihres selbstgemachten Online-Adventskalenders für uns versteckt hat, denn ansonsten hätten wir die armen Tiere sicher mit unserem Gesang in die Flucht geschlagen.
Völlig beseelt fuhren wir nach dieser Begegnung nicht wie geplant weiter an der Küste lang Richtung Melbourne, sondern noch einmal ins Landesinnere. Gestern haben wir nämlich eine dreiköpfige australische Familie kennengelernt, die seit einem Jahr das eigene Land bereist und die hat uns empfohlen, unbedingt die Snowy Mountains zu besuchen und das Küstenstück, das im Vergleich zur Great Ocean Road, die ja nach Melbourne noch vor uns liegt, auszulassen. Da es sich für uns bisher immer ausgezahlt hat, auf die Einheimischen zu hören, überlegten wir gar nicht lange und machten uns auf meist kleinen Bergstraßen auf den Weg ins Gebirge. Als wir von Weitem schon die immer noch schneebedeckten Berge sahen, musste ich mir einmal mehr eingestehen, wie wenig ich über Australiens landschaftliche Vielfalt weiß. Zwar kann ich mich entfernt erinnern, dass ich schon einmal gehört habe, dass man irgendwo in Australien Skifahren kann, aber jetzt konnte ich die Snowy Mountains, die ihrem Namen alle Ehre machen, mit eigenen Augen bewundern. Googlemaps lotste uns auf dem schnellsten Weg und auf der dreistündigen Fahrt kamen wir kaum durch Dörfer und waren sehr froh, als am frühen Nachmittag endlich eine Ansammlung von Häusern kam, wo vor dem örtlichen Pub circa 50 gigantische Pick-ups standen – so viele Häuser gab es hier bei Weitem nicht – und wo es endlich eine öffentliche Toilette gab. Kurz überlegten wir, ob wir auch im Pub, wo der Sunday Roast auf großen Bannern angepriesen wurde, einkehren sollten, aber dann siegte Emmas Pragmatismus, die uns erinnerte, dass wir ganz viele Brötchen eingekauft hatten, die sonst hart werden würden. Also machten wir eine leckere Brotzeit und fuhren dann gestärkt die letzte Stunde auf dem letzten Tropfen Benzin weiter, denn dass es auf dieser über 200 Kilometer langen Strecke keine einzigeTankstelle geben würde, hatte ich nicht erwartet. In dem wunderschön am See gelegenen Ort Jindabyne konnte ich dann 56 Liter tanken, obwohl mein Tank angeblich nur 55 Liter fasst…
Danach ging es zum Eingang des Kosciuszko Nationalparks, wo wir uns wieder einen Naturcampingplatz direkt am Fluss ausgesucht hatten. Auch hier suchten die Kinder direkt nach der Ankunft Feuerholz, denn die australische Familie hatte uns schon vorgewarnt, dass das in den anderen Staaten, die wir noch besuchen wollten, nicht mehr erlaubt sein würde. Als sich schon eine beachtliche Menge Holz vor der Feuerstelle stapelte, begann es doch tatsächlich ein wenig zu nieseln und wir zogen uns in die Jucy zurück, um Tagebuch zu schreiben und Schach zu spielen, was seit Kurzem zu Sophies Lieblingsspielen gehört. Optimistisch wie wir sind, glaubten wir aber fest daran, dass das Wetter wieder besser werden würde und machten einen Stockbrotteig nach einer Anleitung, die uns meine Schwester schickte, weil wir hier komischer Weise zu schlechten Empfang hatten, etwas zu googeln, aber schon WhatsApp schreiben konnten. Wieder mal hatten wir Glück, es hörte auf zu regnen und es konnte losgehen. Das nasse Holz war zwar deutlich schwieriger in Brand zu stecken, aber nach einigen Fehlversuchen schafften wir es doch und konnten kurze Zeit später schon die ersten Teigschlangen auf die vorher geschnitzten Stöckchen wickeln. Das Brot war köstlich und als der Teig leer war, wurde es auch Zeit fürs Bett. Inzwischen waren die Wolken weg und wir hatten einen tollen Blick auf die Sterne und während wir nur noch das Feuer beim Ausglühen beobachteten fuhr ein Van mit Zeltdach auf uns zu und eine Mutter, die allein mit ihrer achtjährigen Tochter Isabella unterwegs war, fragte, ob sie ihr Auto vielleicht neben unserer Jucy parken dürfe. Da sagten wir natürlich nicht nein, waren aber doch etwas verwundert, da es überall noch freie Plätze gab. Ich vermutete, dass sie vielleicht Angst hier im Dunkeln hatte, fand es genau wie die Kinder dann aber doch etwas befremdlich, dass sie ihr Auto keinen Meter entfernt von unserem parkte. In der Nacht wurde mir dann aber klar, dass diese Frau im Gegensatz zu mir wohl den Wetterbericht gelesen hatte, denn gegen Mitternacht begann hier ein Sturm zu toben, dass ich Angst hatte die Jucy fällt gleich um. Tatsächlich hat es wohl eins der Zelte einer Gruppe junger australischer Männer, die hier den Geburtstag von einem feierten, umgeweht und mitten in der Nacht begann ein großes Geschrei. Ob das Dachzelt der lieben Nachbarin die Nacht überlebt hat, kann ich nicht sagen, denn als ich um halb sieben im Sturm zur Toilette rannte, war ihr Auto schon verschwunden. Jetzt hoffen wir, dass das Wetter besser wird, denn für heute Mittag haben wir unseren ersten und wahrscheinlich einzigen Ausritt in Australien gebucht, da wir nach unseren Erfahrungen in Südamerika und Neuseeland festgestellt haben, dass uns die Bergritte immer besser als die Strandritte gefallen haben, weil die Natur hier einfach viel vielfältiger ist. Drückt uns die Daumen, dass wir nicht mit den Pferden umgepustet werden.