Zwei Tage auf der Great Ocean Road

Die letzten beiden Tage haben wir bei unglaublichen Ausblicken und nur sporadischem Empfang auf der Great Ocean Road verbracht. In Torquay, was auch das Tor zu dieser berühmten Küstenstraße ist, haben wir vorgestern Mittag noch einmal eingekauft und sind dann wieder direkt zu einem Grillplatz gefahren, wo wir einen meiner liebsten Aussie Sätze „ Put a shrimp on the barbie“ (Schmeiß ne Garnele auf den Grill) wahrgemacht haben. Da wir hungrig einkaufen waren, haben wir uns, was die Menge der Garnelen und Hähnchenspieße angeht, ein wenig übernommen, denn wie immer gab es natürlich auch Mais, Kartoffeln und Salat. Mit schlechtem Gewissen mussten wir die Reste wegschmeißen, denn ohne Kühlschrank – den im Wohnmobil haben wir nämlich wegen des furchtbaren Gestanks, den er immer wieder ausströmt, wenn er länger nicht an war – fest mit Panzertape zugeklebt und komplett ausgeschaltet, hätten die nicht bis zum Abend durchgehalten. Mit dem festen Vorsatz, beim nächsten Mal wirklich nur so viel einzukaufen, wie wir essen können, fuhren wir weiter Richtung Lorne. Auf dem Weg hielten wir immer wieder an, um die Aussicht auf das Meer und die Klippen zu genießen. Da es auf dieser beliebten Strecke kaum kostenlose Naturcampingplätze gibt, sind wir beim Cumberland River Holiday Park eingekehrt und waren von dem stolzen Preis von 65 australischen Dollar für die Nacht doch ganz schön überrascht, da der Campingplatz sich abgesehen von den Duschen nicht von den Free Campings, auf denen wir sonst meist übernachten, unterschied. Zumindest war unser Platz direkt am Fluß vor einer großen Felswand und es gab einen kleinen Pfad, der direkt zum Strand führte. Dieser war aber wohl das Revier eines sehr großen Kängurumännchens, das sich immer, wenn ich vorbeilaufen wollte, auf die Hinterbeine stellte und somit seine Vorderbeine mit beängstigend langen Krallen auf meiner Gesichtshöhe waren. Also ließ ich ihm eingeschüchtert den Pfad, auf dem er, sobald ich kehrt gemacht hatte, immer wieder genüsslich graste, und nahm den hässlichen Umweg über die Straße zum Strand. Als ich dann aber zum Morgenspaziergang noch einen Versuch startete, war er verschwunden, aber nach ein paar Schritten wurde mir klar, dass er den Weg nicht nur als seinen Futterplatz, sondern wohl auch als seine persönliche Toilette sah, denn überall lag Kängurukacke. Statt also den schönen Weg zu genießen, hüpfte ich wie auf einem Minenfeld zum Strand, mit dem Blick fest auf den Boden geheftet. 

Nach dem Morgenspaziergang und dem Frühstück ging die Fahrt dann weiter zur Hauptsehenswürdigkeit – den 12 Aposteln. Warum sie so heißen, obwohl man nur sieben große Sandsteinfelsen aus dem Meer ragen sieht, bleibt ein Geheimnis, aber völlig unabhängig von der Zahl ist diese Aussicht, die man von vielen Postkarten und Postern kennt, einfach unbeschreiblich schön. Wir waren natürlich nicht die einzigen, die das so sehen und zum ersten Mal konnten wir in Australien so etwas wie Massentourismus erleben, da hier Busse voller Asiaten, die sogar asiatische Schriftzüge zieren, abgeladen werden und wir anscheinend genau zur Hauptverkehrszeit hier waren. Also drängelten wir mit den anderen Touristen um die Wette auf den Aussichtsplattformen für das beste Foto und waren von der Vielfalt von Selfiesticks, die teilweise bis zu fünf Metern ausgefahren werden konnten, fast so beeindruckt wie von der Aussicht. Nach der kleinen Wanderung zu den zwölf Aposteln machten wir uns auf den etwas längeren Weg zu den Gibson Steps. Das waren ursprünglich 86 in die Klippe gehauene Stufen, die inzwischen einem gut befestigten, für Touristenmassen ausgelegten Treppensystem mit Geländer weichen mussten, die zum wunderschönen Strand führen, von dem aus man erst richtig die Höhe der Felswände bewundern kann. Im Gegensatz zu den Bustouristen, für die die Zeit vor dem Aufstieg nur für ein kurzes Foto reichte, nutzten wir unserer Freiheit voll aus und erkundeten den Strand in aller Ruhe. Sophie nutzte die Sandbänke zum wilden Springen und Abrutschen und wollte gar nicht mehr gehen. Da es aber auf der weiteren Strecke noch viel zu sehen gab, konnten wir sie überreden, wieder mit hochzuklettern und am Ende des Tages stimmte sie zu, dass auch die Stopps an der Thunder Cave, der London Bridge und der Bay of Islands sich noch gelohnt hatten. 

Danach fuhren wir weiter bis nach Portland, wo wir wieder mitten im Wald, wo früher ein Sägewerk war, campieren. Auch hier durfte man Lagerfeuer machen, obwohl man noch die Spuren vorheriger Buschfeuer sah. Inzwischen routiniert sammelten die Kinder erst zusammen Feuerholz, bevor Sophie dann den Teig fürs Stockbrot, ihr neues Lieblingsessen, machte und Emma die Spieße dafür schnitzte. So ließen wir diesen tollen Tag einmal mehr am Lagerfeuer ausklingen und während ich noch die Glut bewachte und im Reiseführer las, wo es vielleicht morgen hingehen könnte, schlummerten die Mädchen mit der Aussicht auf einen tollen Sternenhimmel durch das Dachfenster der Jucy ein. 

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