F(Alltag) im Grampians Nationalpark

Gerade staune ich über die Bedeutungs- und Anwendungsvielfalt des Wörtchens „Fall“, denn in Kombination mit verschiedenen Präfixen, Adjektiven und anderen Nomen, als Teil eines Verbs und auch in Sprichwörtern kommt es ja ganz schön häufig vor. Beispiele wären da Zufall, Anfall, Vorfall, juristischer Fall, hoffnungsloser Fall, grammatischer Fall, Notfall, Wasserfall, hinfallen, verfallen, auf Fall und Knall, Hochmut kommt vor dem Fall… Wahrscheinlich fände ich noch viele mehr, wenn ich mich jetzt anstrengen würde. Verrückt finde ich aber stattdessen, dass wenn ich es darauf anlegen würde, jede einzelne Verwendung gerade mit meinem Leben und Alltag in Verbindung gebracht werden könnte. Auf drei dieser FALL-Wörtchen, die vor allem gestern eine große Rolle gespielt haben, werde ich hier jetzt mal eingehen.

Die letzten beiden Tage waren wir mal ganz ohne Handyempfang im Grampians Nationalpark, was  ich sehr genossen habe. Vorgestern sind wir gleich morgens zum südlich gelegensten Naturcampingplatz im Nationalpark gefahren und hatten ihn dann bis zum späten Nachmittag ganz für uns allein, was wir nutzten, indem wir erst den vierten Advent feierten und dann wild über die Böschung tanzten, verstecken spielten und uns sonnten, denn endlich ist das Wetter so, wie wir es von Australien erwartet hatten… heiß!

Deswegen ging es gestern Morgen nach dem herrlichen Faulenzertag erst einmal zu einem wunderschönen See, wo Emma und ich uns im für Sophie noch zu frischen Wasser abkühlen konnten. Danach machten wir eine Wanderung zu einem wie verwunschen wirkenden WasserFALL, wo wir ganz allein waren. Als ich gerade ein Foto von den Mädels davor machen wollte und dafür auf einen wackeligen Stein stieg, flitzte eine etwa 30 Zentimeter lange Eidechse vor mir davon, die aus dem Augenwinkel für mich so große Ähnlichkeit mit einer Schlange hatte, – vor der ich ja panische Angst habe und die ich, seitdem wir bereits eine lebende und eine überfahrene auf der Straße haben liegen sehen, unter jedem Stein vermute – dass ich vor Schreck rückwärts hinFIEL. Wie ein Käfer blieb ich erst einmal auf dem Rücken liegen und versicherte mich, dass die Eidechse erstens weg und zweitens wirklich keine Schlange war. Auch die Kinder hat mein FALL richtig erschreckt, also biss ich die Zähne zusammen, heulte nur ein ganz klein wenig rum und musste dann auch lachen, als Emma sagte, dass das hier ein WasserFALL und kein MutterFALL wäre.

Die nächste Sehenswürdigkeit war dann Reed‘s Lookout und The Balconies, die doch tatsächlich Sophie zu FALL brachten, die über eine der großen Steinplatten stolperte und sich dabei den Zeh stieß. Im Gegensatz zu mir sprang sie auf wie eine Gazelle und heulte gar nicht rum. Erst zurück im Wohnmobil sahen wir, dass der Zeh ganz blutig war und versorgt werden musste. Eigentlich wären das für einen Tag wirklich genug FÄLLE gewesen, aber den MacKenzie-WasserFALL wollte ich mir trotzdem nicht entgehen lassen. Die Kinder streikten diesmal und wollten lieber chillen. Also machte ich mich allein auf den Weg, während Emma mir noch hinter herrief, dass ich nicht wieder den MutterFALL machen sollte. Da dieser WasserFALL und der Weg dahin wirklich spektakulär waren, war ich hier definitiv nicht allein, denn überall kletterten todesmutige Touristen trotz der Warnschilder für das perfekte Foto über die Absperrungen und machten es so für die anderen quasi unmöglich, nur den WasserFALL zu fotografieren. Da war mir der kleine WasserFALL vom Morgen – trotz FALL – doch lieber.

Die nächste und letzte Station des Tages waren Wandmalereien von Aboriginees an einem Felsüberhang, die schon 22.000 Jahre alt sein könnten. Das war sehr faszinierend. Auf unserer letzten Wegstrecke des gestrigen Tages war dann wieder Home- oder besser gesagt Road-Schooling angesagt und in Deutsch standen da gestern – wie kann es auch anders sein? – die FÄLLE auf dem Lehrplan! So sieht gerade also unser (F)Alltag aus.

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