Silvester auf der Flucht

Der Abschied von Petah und Duncan‘s Paradies fiel uns heute sehr schwer, aber als es gegen Mittag schon Temperaturen von an die 40 Grad erreichte, merkten wir doch, dass das Leben hier – für uns ohne Dusche und Klimaanlage – doch kein Ponyhof ist und fuhren erst zurück nach Broken Hill, wo wir im Visitor Centre nicht nur duschen konnten, sondern auch alle Infos zu Mendinee bekamen, wo wir heute unseren Silvesterabend verbringen wollten. Duncan hatte uns vorgewarnt, dass es eine Überschwemmungswarnung gab, aber die nette Frau am Informationsschalter beruhigte uns, dass es nicht mehr „Emergency Evacuation“, sondern „Watch and alert“ heißt, was wir auf jeden Fall machen sollten, weil die Seen dieses Jahr ungewöhnlicher Weise jetzt noch Wasser hätten. Also fuhren wir die 100 Kilometer Richtung Südosten und konnten nicht glauben, dass es dort noch heißer war. Entgegen der Aussagen der netten Dame war das Gebiet links derselben Feldweges, den wir zu den Seen nehmen mussten, schon überschwemmt und es gab keinen Zugang mehr zu den Toiletten des Campingplatzes. Aber da wir hier unzählige feier- und wassersportwütige Australier sahen, suchten wir uns ebenfalls einen Schattenplatz direkt am See und konnten es nicht abwarten, ins kühle Nass zu springen, das logischerweise aber eher lauwarm war. Trotzdem waren wir von dem See, aus dem überall Bäume wachsen, begeistert und kühlten uns in regelmäßigen Abständen ab. Nach dem Abendessen sahen wir uns dann auch badend den Sonnenuntergang an, der ein würdiger Abschied für die ersten fünf Monate dieser fantastischen Reise war. Kaum war die Sonne im See verschwunden, kamen nun aber massenweise Moskitos. Deswegen blieben wir im Wasser, bis es stockdunkel war und rannten dann zum Umziehen schnell ins Wohnmobil. Da es immer noch weit über 30 Grad hatte, war es aber unerträglich, drin zu bleiben und wir wollten mit unseren Stühlen am Wasser sitzen und wechselweise vorlesen. Nach nur fünf Minuten hatte ich trotz eines australischen Hardcore-Insektensprays circa 30 Stiche an den Beinen und merkte, wie diese immer mehr anschwollen. Auch die Kinder, die hier normalerweise härter im Nehmen sind, begannen deswegen zu jammern. Also packten wir kurzentschlossen kurz vor zehn unsere Sachen wieder ein und fuhren die 100 Kilometer wieder zurück nach Broken Hill, da die Straße nach Wilkannia, wo wir eigentlich morgen hinwollten, bereits wegen Überflutung gesperrt war. Für diese 100 Kilometer brauchten wir nun doppelt so lange wie für den Hinweg, weil ich mich nicht traute, schneller als 50 km/h zu fahren, da wir alle paar Meter eine Vollbremsung wegen der Kängurus machen mussten und ich habe mir direkt geschworen, dass dies definitiv meine erste und letzte Nachtfahrt in Australien ist. Emma werde ich ewig dankbar sein, weil sie Sophie, die diese ganze Situation ähnlich angsteinflößend empfand wie ich, die komplette Fahrt über aus Harry Potter 3 vorlas, sodass Sophie ihre Angst vergaß und gespannt zuhörte. Pünktlich um Mitternacht, genau richtig zum Feuerwerk, kamen wir in Broken Hill an. Hier zündeten wir unsere Wunderkerzen und Knallfrösche, schmückten uns mit Knicklichtern und tanzten ins neue Jahr. Auf der Hinfahrt hatten wir heute Nachmittag schon über unsere Highlights und Tiefpunkte im letzten Jahr und unsere Wünsche und Hoffnungen fürs neue Jahr gesprochen. Erfreulicher Weise gibt es bei uns da viele Übereinstimmungen, sodass wir voller Zuversicht ins neue Jahr 2023 schauen und uns auf all die Dinge freuen, die da noch auf uns zukommen. In diesem Sinne wünschen wir euch allen ein frohes neues Jahr!

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