Durch die Zeitverschiebung und ein paar technische Probleme am Flugzeug war unser Tag vorgestern wieder mal extrem lang und wir lagen nach australischer Zeit erst kurz vor drei Uhr nachts im Bett. Langsam aber sicher pirschen wir uns, was die Zeitverschiebung angeht, wieder an europäische Zeiten heran und sind jetzt nur noch sieben Stunden voraus. Eine gute Freundin hatte mich gefragt, ob wir einen Tag Lebenszeit gestohlen bekommen haben, als wie von Südamerika nach Neuseeland über die Zeitgrenze geflogen sind und obwohl das am Anfang wohl so schien, holen wir uns diese Zeit auf Etappen bei jedem Flug Richtung Westen nun wieder zurück.
Bei unserer nächtlichen Ankunft waren wir so müde, dass wir gar kein Auge mehr für unsere sehr günstige Unterkunft hatten und einfach erschöpft einschliefen. Um so schöner war es dann gestern, wach zu werden und den idyllischen Garten mit großem Pool zu erkunden. Den Ort Uluwatu hatten wir auf Empfehlung der Schwester unserer Lieblingsnachbarin Ivonne gewählt, da sie vor bzw. während der Pandemie hier viel Zeit verbracht hat. Schon nach unserem ersten Tag können wir für diesen Tipp nur danke sagen, denn es ist hier einfach wunderschön.
Nach dem Aufstehen haben wir uns für die nächsten zwei Tage einen Roller gemietet und haben uns auf den Weg zum Padang Padang Strand gemacht, den uns der nette Besitzer des Hostels empfohlen hat. Auf dem Weg gab es zum Glück der Kinder zum ersten Mal seit Südamerika wieder frischen Wassermelonensaft für Emma und Bananenshake für Sophie und zum Frühstück Pancakes. Bei dem Restaurant durften wir dann auch direkt unseren Roller parken und sind die steilen, in den Fels gehauenen Stufen zum Strand hinunter geklettert, an dem man überraschender Weise Eintritt zahlen musste, wenn auch nur 20 Cent für uns drei. Auf dem Weg standen überall kleine Opfergaben, über die sich die Affen hermachten. Einer steckte sogar mit dem ganzen Kopf in einer ausgehöhlten Melone und sorgte so für viel Gelächter. Unser erster Blick auf den Strand war dann wahrlich atemberaubend und in unserer Begeisterung vergaßen wir, dass wir uns alle nur das Gesicht mit Sonnencreme eingecremt hatten und rannten in die Wellen. Das Wasser war glasklar und hatte genau die richtige Temperatur, dass die Kinder es gleich zwei Stunden darin aushielten. In der Zeit lernte ich erst eine sehr nette tschechische Frau kennen, mit der ich die nächsten Tage mal was trinken gehen möchte, dann eine deutsche Studentin und zuletzt eine holländische Mutter mit erwachsener Tochter. Man kam hier sofort ins Gespräch, da der Strand gegen die Mittagszeit immer voller wurde und meine letzten beiden Bekanntschaften erklärten mir dann auch, dass das daran liegt, dass der Film „Eat Pray Love“ hier gedreht worden war. Ich konnte mich nur noch düster an den Film mit Julia Roberts erinnern und daran, dass ich die Story, obwohl es um eine geschiedene Frau geht, die auf einer Weltreise versucht, ihren Depressionen zu entfliehen und ihre Lebensfreude wiederzufinden, damals recht langweilig fand. Vielleicht gebe ich ihm nun, da ich an einem der Drehorte war und meine Lebensumstände sich ja völlig verändert haben, seit ich ihn das erste Mal gesehen habe, noch eine Chance oder besser noch, vielleicht lese ich das Buch und lasse mich für mein eigenes inspirieren? Die Autorin hatte sich damals von ihrem Verlag für die Buchidee einen Vorschuss von 200.000 US$ geben lassen, wovon sie die Reise bezahlt hat. Zu so einem Angebot würden wir gerade auch nicht nein sagen!
Während ich solchen Gedanken nachhing, kamen die Kinder aus dem Meer und bei Emma konnte ich direkt sehen, dass wir uns nun trotz neuseeländischer und australischer Vorbräunung den ersten heftigen Sonnenbrand eingefangen hatten. Bei Sophie konnte man erst am Abend das volle Ausmaß des verbrannten Gesichts sehen und ich fühle mich ganz schlecht, weil ich wir uns nicht genug eingecremt hatten. Sophie tröstete mich mit dem Spruch des Tages und sagte, dass wir alle von der Sonne geküsst worden wären, nur diesmal hätte sie roten Lippenstift getragen. Das war eine ziemlich gelungene Metapher für uns alle drei.
Nach einem Nachmittag im Hostel mit Tagebuchschreiben, Lesen, Lateinvokabelnlernen und im Pool planschen, machten wir uns jetzt dick mit Sonnencreme eingeschmiert auf zur Karang Boma Klippe, von wo aus man laut meiner Strandbekanntschaften einen besonders schönen Blick auf den Sonnenuntergang hat. Der letzte Teil des Weges war abenteuerlich und ich bin nur froh, dass ich in meinen Jugendjahren viel mit dem Roller auf holprigen Feldwegen unterwegs gewesen war und so meine wertvolle Fracht sicher ans Ziel bringen konnte. Zu dritt auf dem Roller zu fahren, lässt in Bali übrigens niemanden auch nur die Augenbraue heben, denn hier sieht man oft ganze Familien zusammen auf einem Motorrad. Der Ausblick über die Klippen war wirklich spektakulär und wir setzten uns – natürlich im Schatten – ins Gras und verkürzten uns die Wartezeit, bis die Sonne ins Meer sackte, mit einer Partie Uno. Dabei kamen wir mit einem sehr netten niederländischen Paar ins Gespräch, das auch schon seit über drei Monaten unterwegs war und Bali schon ziemlich gut kannte. Es freut mich immer, wenn die Kinder Gelegenheit bekommen, niederländisch zu üben und Max und Daniella waren so nett, dass wir alle drei begeistert Ja sagten, als sie fragten, ob wir gemeinsam Abendessen gehen wollten. Da es auch meine erste Fahrt im Dunkeln auf Bali war, fand ich es toll, den beiden einfach nachfahren zu können und nicht gleichzeitig mit Googlemaps auf dem Handy rumwursteln zu müssen. Das Essen war fantastisch und ich habe glücklich den Kindern gelauscht, die Max und Daniella wechselweise oder gern auch einander überschlagend von unseren bisherigen Erlebnissen erzählten. Als wir dann um zehn Uhr unseren ersten Tag auf Bali beendeten, war unser Fazit trotz Sonnenbrand durchweg positiv: Bali hat uns alle drei schon am ersten Tag bezaubert.