Überfülltes Ubud und anmutiger Ayung

Vorgestern haben wir uns auf den Weg von einem U zum anderen gemacht, nämlich von Uluwatu nach Ubud. Für die nur gut 25 Kilometer haben wir mit einem kurzen, dafür aber sehr scharfen indonesischen Frühstück – zum ersten Mal seit vielen Jahren musste ich vor Schärfe wieder in meinen Teller weinen – sage und schreibe drei Stunden gebraucht. Emma war davon fasziniert, dass wir auf der ganzen Strecke eigentlich gar nicht aus einer Stadt herauszukommen schienen, da Uluwatu ja direkt in Kuta übergeht. Das dann in die Hauptstadt Denpasar, was fast nahtlos in Ubud überzugehen scheint, auch wenn es hier noch deutlich grüner und feuchter ist, sieht man von der Straße aus eigentlich nur Häuser und hat nie einen freien Blick auf die Landschaft. Nur für die letzten zwei Kilometer brauchten wir 40 Minuten. Unser Fahrer erklärte uns aber, dass das tatsächlich selbst für Bali sehr langsam wäre und dass das am hinduistischen Feiertag Kuningan liege. Tatsächlich sahen wir überall weiß gekleidete Männer und schicke Frauen auf dem Weg zum Tempel. Unser Hotel in Ubud liegt im Gegensatz zu dem in Uluwatu nun aber wirklich so zentral, dass wir erstmal keinen Roller brauchten, was ich mir bei dem Straßenchaos auch gar nicht vorstellen konnte. Trotzdem ist das Sagitarius Inn eine Insel der Ruhe und hat einen wunderschön gestalteten Garten mit einem großen Pool, an dem man es auch in der Hitze gut aushalten kann. Zu Fuß ist alles, was man braucht, erreichbar und das Frühstück kann man sich sogar ins Zimmer bringen lassen. Für uns also absolut ungewohnter Luxus, den wir aber auch gern mal genießen und so verbrachten wir den Rest des Tages vorgestern hier und sind nur nochmal für ein Schleckeis und später ein leckeres vietnamesisches Abendessen losgezogen.

Gestern Früh musste ich dann nach dem Aufwachen erstmal wieder mit meinem Handy kämpfen, da es plötzlich keine SMS auf meiner deutschen Simkarte empfangen wollte, was es mir unmöglich machte, irgendetwas online zu buchen, weil die Tannummern meiner Bank nicht durchkamen. Das ist auf so einer Reise tatsächlich ein Problem. Gleichzeitig funktionierte auf einmal weder mein Mikrofon noch mein Lautsprecher, sodass ich nicht mehr telefonieren oder Sprachnachrichten schicken oder abhören konnte, was mir kurzzeitig das Gefühl gab, völlig von der Welt abgeschnitten zu sein. Nach einer Stunde Internetrecherche und mithilfe meines Bruders war aber tatsächlich das erste Problem behoben und ich war ein bisschen stolz, dass ich mein Handy wieder mal nicht zum Fenster rausgeschmissen hatte. Als ich dann wieder SMS empfangen konnte, buchte ich direkt eine Raftingtour auf dem Ayungfluss, zu der wir gegen Mittag abgeholt werden sollten. Kaum hatte ich die Buchung abgeschlossen, trudelte schon eine WhatsApp vom Veranstalter ein, der fragte, ob sie uns schon um zehn Uhr abholen könnten, weil es nachmittags regnen sollte. Da hüpften Emma und ich schnell aus dem Bett, um unser morgendliches Tanz- und Schwimmritual, das wir in Bali gestartet haben, noch unterzubringen, während Sophie sich nochmal die Decke über den Kopf zog. Beim anschließenden Frühstück war sie aber auch dabei und wir lernten zwei sehr nette niederländische Damen jenseits der 60 kennen, die jedes Jahr beruflich nach Bali kommen und sich sehr gut hier auskennen. Da wir gestern wegen des Raftings nur wenig Zeit hatten, freuen wir uns schon, heute beim Frühstück weiter mit ihnen zu reden. Gerade liegen wir nämlich noch faul im Bett.

Pünktlich um zehn wurden wir gestern dann von einem sehr netten Fahrer abgeholt, der uns zur Raftingstation brachte. Dort ging alles ganz schnell, wir schlossen unsere Sachen und Kleidung ein, bekamen Helme, Westen und Paddel und wurden mit drei Australiern und unserem Guide in einem anderen Auto weiter zu nah gelegenen Reisfeldern gebracht, durch die wir Richtung Fluss laufen mussten, bevor es 400 Stufen im Dschungel nach unten zur Einstiegsstelle am Fluss ging. Schon dieser Weg war im doppelten Sinne atemberaubend und schweißtreibend und das kalte Wasser des Flusses war eine sehr willkommene Abkühlung. Die anderen drei Mitrafter waren Brad, dessen Frau mit Magenproblemen im Hotel geblieben war und ein Vater mit seiner dreizehnjährigen Tochter Margaret, die in Melbourne wohnen, aber chinesisch miteinander sprachen und obwohl ich kein chinesisch verstehe, hat Margarets Umgangston und ihr Benehmen ihrem Vater gegenüber mich wirklich das Fürchten gelehrt und ich sah die täglichen, aber doch harmlosen Zickereien meiner Töchter plötzlich in einem ganz anderen Licht. Während der Vater uns also immer wieder entschuldigend und leicht verzweifelt ansah, genossen wir die Raftingtour in vollen Zügen und obwohl unser Guide vorher behauptet hatte, dass der Wasserstand im Fluss sehr niedrig sei und die Tour dadurch nicht so schnell, waren die vielen Stromschnellen und Wasserfälle doch ein aufregendes Abenteuer ganz nach unserem Geschmack. An ruhigeren Stellen konnte man unglaublich aufwendige Schnitzereien im schwarzen Gestein an der Seite des Flusses bewundern, die die Liebesgeschichte von Ramayana erzählten. Nach zwei schönen Stunden legten wir wieder an und mussten nun nur noch 200 Stufen wieder hochklettern, bevor wir uns auf kleinen Pickups hinten auf zwei Bänken auf die Ladefläche setzten und so wieder zurück zur Raftingfirma gebracht wurden. Für Sophie und Emma, die sich noch nie so fortbewegt hatten, war das auch noch Teil des Abenteuers und als ich ihnen sagte, dass so in vielen Ländern Asiens der öffentliche Transport aussieht, waren sie begeistert. Zurück am Ausgangspunkt gab es Handtücher und Duschmöglichkeiten und dann das beste Essen, das wir bisher in Bali gegessen haben im Buffetstil. Da futterten wir uns alle so voll, dass wir, nachdem wir zurück zum Hotel gebracht worden waren, erst einmal eine Pause am Pool brauchten. Nach diesem tollen Tag beschlossen wir, dass wir doch nicht mehr nichts machen wollten, sondern jeden Tag irgendeines der vielen fantastischen und vor allem erschwinglichen Angebote annehmen wollten. Sophie war der Meinung, dass wir doch einfach jeden Tag zum Raften gehen könnten, da wir dann auch nichts anderes mehr zum Essen bräuchten. Dieser Logik ist eigentlich nichts mehr entgegenzusetzen, aber heute steht nun ein weniger sportlicheres, sondern mehr künstlerisches Programm auf dem Plan. Davon erzähle ich dann morgen mehr, denn gleich ist es Zeit für unser neues Morgenritual!

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