Halbzeit… fast verpasst!

Wieder einmal ist der Nachtbus heute Morgen viel früher angekommen, als geplant und wir konnten nicht glauben, dass wir hier in Banaue auf gerade mal 1000 Höhenmetern vor Kälte unseren Atem sehen konnten und ich verfluchte mich kurz dafür, dass ich unsere Fleecejacken nach Hause geschickt hatte. Sehr dankbar stiegen wir bei Joel, der von unserer Unterkunft kam, ein und kuschelten uns wärmesuchend auf der Rückbank zusammen. Auf dem Weg ging dann pink leuchtend die Sonne über dem Dorf und den Reisterrassen auf und da wir so früh noch nicht in unser Zimmer konnten, wärmten wir uns auf, indem wir uns in alle Schals und Handtücher, die wir besitzen, wickelten und eine heiße Tasse Tee tranken. Zu Sophies großer Freude gab es nicht nur Bananen-, sondern auch Schokoladenpfannkuchen zum Frühstück und nach einem kurzen Powernap im Zimmer, das wir schon um halb elf beziehen durften, erkundeten wir das Dorf und konnten nicht glauben, dass wir in unseren langen Hosen total schwitzten… einen solchen Temperaturunterschied an einem Tag haben wir nämlich lange nicht erlebt. Heute ließen wir es langsam angehen, da wir morgen eine größere Wanderung durch die Reisterrassen machen wollen.

Gerade habe ich nun eine WhatsApp von der lieben Melli aus Bremen bekommen, in der sie mich erinnert hat, dass wir heute seit genau einem halben Jahr unterwegs sind und dass das ja Halbzeit bedeutet. Tatsächlich haben wir heute nach unserer Fahrt im Nachtbus schon einmal daran gedacht, denn in Bremen hat heute auch das zweite Schulhalbjahr begonnen. Deswegen haben wir uns gemeinsam daran erinnert, was wir in den letzten sechs Monaten alles erlebt haben, wie viele Leute wir kennengelernt haben und welche Höhen und Tiefen wir durchgemacht haben. Dabei schwanken wir alle drei zwischen dem Gefühl, dass es sich einerseits unglaublich kurz angefühlt hat und wir andererseits manchmal gar nicht fassen können, wie viel in ein halbes Jahr passen kann. Die Philippinen sind ja inzwischen das 10. Land, das wir bereisen und Sophie findet das besonders passend, denn hier wird sie ja nun auch ihren 10. Geburtstag feiern.

Die echte Halbzeit unserer Reise liegt aber tatsächlich schon ein paar Tage zurück, da wir, obwohl wir die konkreten Flüge noch nicht gebucht haben, jetzt schon wissen, dass wir zu Emmas 13. Geburtstag wieder in Deutschland sein werden, da für die Kinder im Anschluss der alljährliche Campingurlaub mit den niederländischen Großeltern ansteht. Sie reisen also noch ein wenig weiter, aber ab Ende Juli werden wir anfangen, uns in unserer neuen Heimat einzuleben. Immer wieder bekommen wir Rückmeldungen und Fragen von Freunden und Familie, ob wir uns denn nach diesem vollen Weltreisejahr wieder an den „langweiligen“ Alltag in Deutschland gewöhnen könnten. Tatsächlich ist es aber so, dass wir uns darauf genauso freuen wie auf den zweiten Teil der Reise. Nach vielen Begegnungen mit den unterschiedlichsten Leuten auf dieser Reise ist uns nämlich klar geworden, dass wir keine Aussteiger, sondern Abenteurer sind, dass wir nicht vor unserem Alltag, den wir genau wie das Reisen lieben und den wir nie langweilig, sondern manchmal zu voll fanden, geflohen sind, sondern dass es der Wunsch, unsere wunderbare Welt zu entdecken, war, der uns hat losziehen lassen und von diesem Wunsch können wir bereits jetzt, kurz nach der Halbzeit, sagen, dass er weit mehr als nur „halb“ in Erfüllung gegangen ist.

Mein persönlicher Wunsch für diese Reise war ja auch, die intensive Zeit zusammen zu nutzen, die im Alltag oft fehlt, um zu reden, zu spielen, uns nahe zu sein und bewusst Einfluss auf einander zu nehmen, bevor entwicklungspsychologisch gesehen bei den Kindern der Einfluss der Freunde größer wird als der der Familie und bei diesem Wunsch kann ich jetzt, kurz nach der Halbzeit schon sagen, dass er für mich zwar anders, als erwartet, aber voll in Erfüllung gegangen ist und dafür bin ich jeden Tag aufs Neue dankbar.

Ein Gedanke zu „Halbzeit… fast verpasst!“

  1. Claudia ik dacht dat het op de fillipijnen net zo warm zou zijn als hier op Bali 🤔 Of komt het omdat jullie hoog zitten. En écht weer een mooie foto hoor van de rijst terrassen😍

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