Nach der ersten Anprobe beim Schneider ging es für uns mit dem Taxi zum sehr großen und megamodernen Bahnhof von Bangkok, wo wir nach einem leckeren Mittagessen im Wartebereich, der mehr an einen Flughafen erinnerte, aufs Boarding für den Nachtzug nach Norden in die Stadt Chiang Mai warteten. Die wartende Menge teilte sich in Thailänder und Backpacker auf. Die Einheimischen waren oft mit riesigen Kisten und Tüten bepackt, die mehr an einen Umzug als an eine Reise erinnerten und beim Anblick der Backpacker spielten die Mädels und ich wieder unser beliebtes Spiel, deren Herkunft erst zu raten und dann zu überprüfen, wer recht hatte. Dabei werden die Kinder immer besser und erkennen vor allem Deutsche und Holländer mit einer unglaublich hohen Trefferquote. Im Abteil angekommen bekamen wir das Gefühl, dass die Sitz- bzw. Schlafplätze nach Nationalitäten vergeben worden waren, denn unser halbes Abteil war deutsch, die andere Hälfte thailändisch. Direkt gegenüber von uns saß ein sehr nettes Dreigespann aus zwei Schwestern und dem Freund der älteren, mit denen wir uns sehr angeregt unterhielten und später auch Monopoly und Wizard spielten. Später schauten die beiden Schwestern gemeinsam einen Film in einem Sitz, während Emma und Sophie zusammen in einem anderen spielten, und ich unterhielt mich mit dem Freund, der hier Parallelen in der Schwesternliebe sah und mir bereits jetzt vorhersagte, dass Emma und Sophie später bestimmt auch mal ein so enges Verhältnis haben würden wie seine Freundin und ihre Schwester, die gerade gemeinsam vier Monate durch Australien gereist waren. Gemeinsam machten wir uns dann auf die Suche nach einem Speisewagen, aber leider vergeblich, denn den gab es in diesem Zug nicht. Glücklicherweise kamen immer wieder Verkäuferinnen vorbei und so gab es bei uns eine Mischung aus Grillfleisch und Reis zum Abendessen, unsere vegetarischen Mitreisenden mussten sich mit letzterem begnügen, denn als Vegetarier hat man hier nicht immer leichte Karten. Nach dem Abendessen kam der etwas mürrische und wortkarge Zugbegleiter und baute die Sitze zu Betten um. Ohne Worte, aber in einer bahnbrechenden Geschwindigkeit klappte er die oberen Betten herunter, zog jeweils zwei Sitze zu einem Bett zusammen, bezog diese akkurat und akribisch und hakte Trenngardinen in die Vorhangstangen, sodass in Nullkommanix jeder sein eigenes Bett mit giftgrüner Abtrennung hatte. Die Kinder ließen sich im Gegensatz zu mir recht schnell vom Gerüttel des Zuges in den Schlaf schaukeln und als bei mir der Schlaf einfach nicht kommen wollte, steckte ich mir die Kopfhörer in die Ohren und begann zu lesen. Morgens um halb sechs kamen wir im Norden an und waren überrascht, wie sehr es hier im Vergleich zu Bangkok abgekühlt war. Ein Taxi brachte uns zum Hotel, in dem es riesige Sofas im Foyer gab, auf denen wir nochmal einschliefen, bis die Rezeption um sieben Uhr öffnete. Leider informierte man uns dann, dass wir erst um zehn Uhr einchecken könnten und so entschlossen wir uns, die kühlen Morgenstunden zu nutzen, uns die Stadt anzuschauen und ein Restaurant zum Frühstücken zu finden. Den Rest des Tages verbrachten wir nach dem Sightseeing am Pool des Hotels und ruhten uns für den morgen anstehenden Dschungeltrek aus.