Wakeboard statt Wat

Aus den 22 Stunden Fahrt wurden dann doch 25, aber insgesamt war sowohl die Fahrt mit dem Nachtbus von Chiang Mai nach Bangkok als auch die Fahrt mit dem Minivan über die Grenze nach Kambodscha erträglich, auch wenn wir danach alle drei ganz schön platt waren. Morgens hatten wir in Bangkok noch drei Stunden Zwischenstopp, den wir zum Frühstücken und für eine Massage für mich nutzten, während der die Mädels sich mit Hörspielen und Filmen für die nächste Fahrt ausrüsteten. Die Kombination der Mitfahrer im Minivan war für uns, sowohl was das Alter als auch die Nationalitäten angeht, sehr ungewöhnlich. Denn neben einem dänischen Rentnerpaar, war auch noch ein finnischer Opa mit seinem Sohn und dessen kambodschanischer Schwiegertochter mit Baby an Bord. Die letzten zwei Plätze waren von einem amerikanischen Paar um die 30 besetzt. Diese 10,5 Personen hatten alle den gleichen VIP-Service gebucht, sodass die Grenzüberquerung sehr schnell und reibungslos über die Bühne ging und wir jetzt alle ein wunderschönes grün-silbernes Visum im Reisepass haben, welches trotz VIP-Status nur halb soviel wie das e-Visum im Internet gekostet hat. Das ist irgendwie typisch Südostasien.

Nach der anstrengenden Fahrt habe ich die Kinder heute ausschlafen lassen, was im Nachhinein wieder mal ein Glücksfall war, denn so lernten wir bei unserem späten Frühstück eine französische Weltreisefamilie mit zwei Söhnen genau in Emmas und Sophies Alter kennen, die gefühlt jeweils zwei Köpfe kleiner waren… ob das nun am Geschlecht oder Herkunft liegt, kann ich nicht sagen, aber wir fanden alle vier sehr nett. Sie sind ebenfalls im August losgereist, mussten ihre Reise aber wegen eines Todesfalls für einen Monat unterbrechen und verbringen jetzt den Rest ihrer Zeit in Südostasien. Für heute hatten sie einen Ausflug in den nahe gelegenen Wakepark geplant und als Emma das hörte, bekam sie schon wieder ihr begeistertes Funkeln in den Augen, da ihr das Wakeboarden ja schon in Bremen und auf der Klassenfahrt letztes Jahr so viel Spaß gemacht hatte. Als Sophie, die damit nicht ganz so viel anfangen kann, auf dem Flyer sah, dass es auch einen Aquapark gab, glänzten auch ihre Augen und ich ließ mich sehr schnell überreden, dass es für den ersten Tag Tempelbesichtigung in Angkor Wat eh schon ganz schön spät sei. Also liehen wir uns einen Roller und fuhren den vier Franzosen hinterher. Emma fuhr mit den beiden Jungs um die Wette auf der Wakeboardanlage, während ich mit vollem Körpereinsatz Sophie auf der glitschigen aufblasbaren Wasserwelt hinterher robbte. Ein großes Highlight war nämlich hierbei ein Katapultkissen. Eine Person, in diesem Fall Sophie, setzt sich auf die Vorderkante, während eine andere Person, in diesem Fall ich, so fest sie kann aus etwa knapp drei Metern Höhe hinten drauf springt. Hört sich eigentlich einfach an, aber wenn man wie ich nur darauf achtet, wohin die andere Person fliegt statt auf die eigene Landung, kann das ins Auge oder besser auf die Nase gehen und so stürzte ich ungebremst mit meinem Riechorgan ins gar nicht so weiche Kissen und habe jetzt eine rote etwas geschwollene Nase… aber was tut man nicht alles für den Spaß der Kinder? Deswegen war ich sehr froh, als Emmas zweistündige Wakeboardzeit vorbei war und sie mich auf dem Aquapark ablöste. Nach diesen zwei Stunden war ich völlig erschöpft und ich frage mich manchmal, wo die Kinder ihre Energie hernehmen, denn sie hüpften fröhlich noch drei Stunden weiter, während ich mir von den Angestellten der Anlage das Konzept erklären ließ, denn der ganze Wakepark ist an eine gemeinnützige Organisation angeschlossen und der Eintritt ist für alle grundsätzlich frei, nur der Lift und der Aquapark kosten. Im Schwimmsee lernen die einheimischen Kinder das Schwimmen und es ist auch erlaubt, sein eigenes Essen mit in die luxuriöse Strandanlage zu bringen, sodass es sich wirklich jeder leisten kann. Der Aquapark kostet für den ganzen Tag für Ausländer 4US$ und für Einheimische 2$. Heute, am Sonntagnachmittag, war die Verteilung etwa 90 zu 10% Kambodschaner zu Ausländern und so kam ich mit vielen kambodschanischen Kindern ins Gespräch, die alle gern mal ein bisschen Englisch üben wollten. Da ein relativ großer Prozentsatz der Einnahmen wieder in gemeinnützige Aktivitäten geht, blieben wir noch zum Abendessen und die Kinder aßen nach langer Zeit mal wieder Burger und Pizza und freuten sich darüber sehr. Morgen heißt es dann aber (Angkor) Wat statt Wakeboard.

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