Von Neapel nach Pompeji

Nachdem wir uns nun gestern mit Schuhen, Jacken und Regenschirmen für das überraschend kalte Wetter in Italien ausgerüstet hatten, stand unserem Ausflug nach Pompeji nichts mehr im Weg. Um zehn Uhr verließen wir das Schiff, nachdem wir uns beim Frühstücksbuffet für den heutigen Ausflug noch eine Stärkung eingepackt hatten. Vor dem Hafenterminal in Neapel warteten einige der aufdringlichsten und irgendwie auch schmierigsten Taxifahrer, die wir auf dieser Reise bisher erlebt hatten und so machten wir einen großen Bogen um sie, auch wenn sie uns nachriefen, dass es eine ganz schlechte Idee sei, mit dem Zug zu fahren, da das teuer und unzuverlässig wäre. Wildentschlossen stapften wir aber los Richtung Bahnhof und bewunderten auf dem halbstündigen Weg die vielen verschiedenen Gesichter Neapels… wunderschöne Kirchen, schicke Hafengebäude und abgeranzte Wohnhäuser, die Sophie fragen ließen, ob es hier einen Krieg gegeben habe. Am Bahnhof angekommen konnten wir über die Prophezeiungen der Taxifahrer nur lachen, denn für uns drei kostete die Hin- und Rückfahrt nach Pompeji gerade mal zwölf Euro, wobei sie uns das Zehnfache als Schnäppchen angeboten hatten. Die Züge fuhren sehr pünktlich jede halbe Stunde und auf dem Hinweg lernten wir eine sehr nette Familie aus London kennen, die die Osterferien der elfjährigen Tochter in Italien verbrachten. Gemeinsam stiegen wir in Pompeji aus und holten uns eine Gratiskarte der antiken 79 nach Christus vom Vesuv verschütteten Stadt. Obwohl es auch heute regnete und wir trotz der neuen Anschaffungen froren, war dieser Ausflug für mich als Schmalspurlateinlehrerin, die schon vielen Siebtklässern bei der Übersetzung vereinfachter Versionen der Pliniusbriefe an Tacitus helfen durfte, ein absolutes Highlight. Bei der Touristeninformation hatten wir uns drei deutsche Audioguides geliehen und Emma und Sophie lauschten andächtig der Geschichte und der Bedeutung dieses besonderen Ortes. Emma begeisterten vor allem die Überreste der Thermen und Tempel, da sie diese mit ihrem Wissen aus dem Lateinunterricht der 6. Klasse vergleichen konnte. Dabei vermisste sie ihren tollen Lateinlehrer Herrn Windus schmerzlich und sie hofft sehr, dass sie auch an der neuen Schule einen guten Lateinlehrer bekommt. Sophie dagegen merkte plötzlich, dass sie die Geschichte des Vulkanausbruchs sehr gut kannte, weil sie im Kindergarten eine Geolino-CD zu diesem Thema geschenkt bekommen hatte und verglich nun, was sie damals und heute gehört hatte. Ich dagegen habe einmal mehr gemerkt, dass ich einfach kein auditiver Typ bin und dass die Informationen, die für mich neu waren, größtenteils ohne Lerneffekt durch mein Hirn rauschten, denn als die Kinder auf der Rückfahrt über verschiedene Dinge sprachen, die sie gehört hatten, fragte ich mich, ob wir eventuell unterschiedliche Audioguides bekommen hatten?

Auch wenn wir gern noch länger durch die Straßen Pompejis gestreift wären, waren wir nach drei Stunden so durchgefroren, dass wir froh waren, uns in der 35-minütigen Rückfahrt im Zug aufwärmen zu können. Zurück in Neapel entschlossen wir uns, noch einmal durch die Altstadt zu laufen und ich weiß nicht, ob wir irgendein wichtiges Fußballevent verpasst haben, aber die ganze Stadt war blauweiß geschmückt und überall waren riesige Plakate von mehreren jungen Fußballern, die ich nicht kenne, aber auch von Diego Maradonna, dessen Darstellung fast einer Heiligenverehrung glich.

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