Im österlichen Touristenstrom durchs sonnige Rom

Pünktlich um halb zehn Uhr morgens trudelte gestern der giftgrüne Flixbus aus München am Busbahnhof in Roma Tiburtina ein, den wir von der Unterkunft, die wir für die eine Nacht zu dritt noch gebucht hatten, genau im Blick hatten, und die Wiedersehensfreude der Cousins und Cousinen war so groß, dass man das Gekreische bestimmt bis München hörte. Zu acht ging es dann mit der Metro einmal quer durch Rom zu unserer Ferienwohnung, wo wir unser Gepäck dank der netten Vormieter schon morgens abstellen durften. Bei schönstem Sonnenschein, wenn auch nicht bei ganz so warmen Temperaturen wie erhofft, stapften wir los zum Petersdom. Auf dem Weg ging es nicht nur durch einen wunderschönen Park, sondern auch über den atemberaubenden Aussichtspunkt Belvedere di Gianicolo, von dem aus wir viele der Hauptsehenswürdigkeiten Roms schon einmal aus der Ferne bewundern durften. Hin- und hergerissen, ob wir nun erst die Engelsburg oder den Petersplatz anlaufen sollten, entschieden wir uns stattdessen dann, erst einmal ein glutenfreies Restaurant zu suchen und hatten großes Glück, dass es erst, als wir fündig geworden waren, richtig zu regnen begann. Nach dem Regen und nach dem leckeren Schmaus ging es dann am komplett leeren, weil bereits für den Ostersegen abgesperrten Petersplatz vorbei zur Engelsburg. Die Schlange davor war bereits so lang, dass nicht einmal klar war, ob all die Leute an diesem Tag noch eingelassen würden. Also nutzten wir lieber die Engelsbrücke davor, um ein paar schöne Fotos unserer Engelchen zu machen. Danach ging es nun endlich in die Ferienwohnung, wo uns die Besitzerin mit ein paar Osterleckereien und ihrem netten, Deutsch sprechenden und sehr bestimmten Vater erwartete, der uns zum Abschied noch informierte, dass Gas, Wasser und Elektrizität in Italien sehr teuer ist. Lachend versicherte ich ihm, dass die fünf Kinder bestimmt freiwillig nicht mehr und länger duschen würden als nötig. Nachdem wir aber die erste Nacht in der wirklich großen und sehr schön eingerichteten, aber auch kalten, weil sehr schlecht oder besser gesagt nicht isolierten Wohnung verbracht hatten und die irgendwie ineffizienten eingebauten Geräte wie Fön, Wasch- und Spülmaschine benutzt hatten, verstand ich seinen Hinweis bzw. seine Angst besser.

Unser zweiter Tag in Rom war nun Ostersonntag (an dieser Stelle wünschen wir allen Lesern nachträglich noch frohe Ostern) und wir wollten den Massen, die für Urbi et Orbi zum Petersplatz strömten, entgehen und hatten uns stattdessen einen Spaziergang im Reiseführer meiner Schwester ausgesucht, der uns vom Campo de Fiori, wo vom Kleidchen bis zum Balsamico alle möglichen Dinge verkauft wurden, über den Piazza Navona, wo wir über Bellinis Darstellung der vier großen Flüsse rätselten, zum Pantheon führte. Auf dem Weg gab es zu großen Freude meiner Zöliakie geplagten Nichte nicht nur ein Restaurant mit glutenfreier Bruschetta und Pasta, sondern auch einen Eisladen, in dem nicht nur alle Eissorten, sondern sogar die Waffeln glutenfrei waren und superlecker schmeckten. Mit Eiswaffel in der Hand haben die Kinder dann erst vor dem Pantheon gepost, bevor wir uns in der langen Schlange eingereiht haben. Überrascht stellten wir fest, dass diese sich schneller als gedacht auf dieses faszinierende, uralte und zur Kirche umgebaute Gebäude zubewegte, um am Eingang zu erfahren, dass man den Besuch vorreservieren hätte müssen und dass es für diesen Sonntag keine Plätze mehr gäbe. Da das bei keinem meiner vorherigen Besuche so gewesen war, fragte ich überrascht bei der hübschen Italienerin am Einlass nach und sie erklärte, dass das eine recht neue Maßnahme an Wochenenden und Feiertagen sei, um den Besucherstrom an den grundsätzlichen eintrittsfreien Sehenswürdigkeiten im Zaum zu halten und die meist antiken Stätten zu schützen. Unsere Enttäuschung hielt sich aber in Grenzen, da wir einfach entschieden, am Mittwoch, wenn Oma und Opa anreisen, nochmal herzukommen… dass wir da zufällig wieder an der gleichen tollen Eisdiele vorbei kommen, stört uns dabei gar nicht und Emma will die 30 Euro, die sie gut in ihrer Handyhülle versteckt, nun einmal um die Welt geschleppt hat, nutzen, um uns alle zehn auf ein Eis einzuladen.

Vom Pantheon ging es dann weiter zum Fontana di Trevi, wo wir uns durch die Massen kämpften, um bis zum vordersten Rand zu kommen. Meine Waffe der Wahl ist hier ja Hilfsbereitschaft, denn wenn man den Leuten vor sich, die verzweifelt versuchen, die vier- bis sechsköpfige Familien auf einem Selfie mit der Sehenswürdigkeit festzuhalten, anbietet, ein Foto zu machen, auf dem niemand, auch nicht die Pferde des Brunnens halb abgeschnitten werden, machen sie aus Dankbarkeit danach immer den Platz für einen selbst frei. Wie es im Reiseführer beschrieben wird, warfen wir dann alle mit der rechten Hand über die linke Schulter eine Münze in den Brunnen, damit wir auch alle noch einmal zurück nach Rom kommen werden und auch unseren Beitrag an den 1,5 Millionen Euro leisten, die jährlich aus dem Brunnen gefischt und von der Stadt für die Instandhaltung vieler historischer Denkmäler genutzt werden. Weiter ging es zur spanischen Treppe, die man unter den Füßen der vielen Touristen kaum sehen konnte und dementsprechend die inzwischen schon etwas erschöpften Kinder kaum noch beeindruckte. Als wir auf Italiens Prunkstraße an den teuersten Läden der Stadt vorbeikamen, wo Preisschilder, wenn es überhaupt welche gab, gern mal fünfstellig waren, war die Erschöpfung vergessen und bei unserem letzten Stop des Tages, auf dem riesigen Piazza del Popolo verliefen sich die Touristenmassen zum ersten Mal so, dass man die wunderschönen Gebäude auch richtig bewundern konnte. Die Kinder kletterten wie alle anderen auf die Löwenstatuen, wurden dann aber tatsächlich von den Carabinieris runter geholt, damit sobald diese sich umgedreht hatten, die nächsten Kinder wieder drauf klettern konnten. Mit der Metro und dem Bus ging es dann zurück nach Hause, wo meine Schwester zu Sophies Freude Käsespätzle kochte.

Am Ostermontag wollten wir das Sightseeingprogramm mit dem Bocca della Verita beginnen, aber als wir Mütter die Kinder motivierten auf der Tiberbrücke für ein Foto Quatsch zu machen, fielen sie wie die Dominosteinchen um und obwohl das zum Lachen aussah, fiel dabei das Brillenglas meiner Nichte aus dem Brillengestell, was dann doch nicht wirklich lustig war. Während sie dann mit ihrem Papa zurück zur Ferienwohnung fuhr, um die Kontaktlinsen zu holen, damit auch sie die Schönheit Roms scharf und unverschwommen genießen konnte, spielten die anderen vier Kinder in der Sonne vor dem Herkulestempel Lama und Monopoly und meine Schwester und ich reihten uns – leider im Schatten – in der Schlange vor dem Mund der Wahrheit ein. Das dauerte aber nicht so lange, wie wir gedacht hatten, also reihten wir uns noch einmal am Ende der Warteschlange ein, bis wir wieder zu acht waren. Jetzt können wir aber alle nachweislich sagen, dass wir keine Lügner sind. Ob heutzutage aber wirklich noch irgendjemandem die Hand abgebissen wird, weiß ich nicht, aber wahrscheinlich würde es sehr helfen, die Wartezeiten zu verkürzen. Von hier aus war es ja nur ein Katzensprung zum Circus Maximus. Als Vorbereitung hatten wir uns die Wagenrennszene aus dem alten Ben Hur-Film angeschaut und so begann das wilde Wettrennen, kaum dass wir die Arena betreten hatten: Gottseidank aber ohne Karambolagen und fiese Rempeleien. Als die Kinder die offensichtlich überschüssige Energie losgeworden waren, erstiegen wir den Palatin und waren nicht nur von den Resten des Kaiserpalasts und des Stadions, sondern vor allem auch von dem Ausblick aufs Colosseum, das Forum Romanum und das Capitol beeindruckt. Morgen schauen wir uns diese drei dann noch einmal aus der Nähe an.

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