Alltag in Afrika

Das ist nun wahrscheinlich das erste Mal auf dieser Reise, dass ich zwei Wochen nichts auf dem Blog geschrieben habe. Auch Fotos habe ich kaum hochgeladen, weil ich auch kaum welche gemacht habe. Beides liegt wahrscheinlich daran, dass wir zum ersten Mal seit 10 Monaten wieder einen Alltag haben. Nach unserer spektakulären Safari ging es für uns wieder täglich morgens in die Schule und nachmittags in die Bibliothek, wo uns die Kinder immer mehr ans Herz wuchsen. Ob auf dem Weg in die Schule oder auf dem Weg in die Bibliothek schallte uns von allen unter 15  schon immer ein „Hello teachers!“ entgegen und die Erwachsenen grüßten uns freundlich, sodass wir uns hier wirklich schnell wie zuhause fühlten. Nachdem wir unser erstes Wochenende mit den großen Tieren der Serengeti verbracht hatten, waren wir an unserem zweiten Wochenende mit deutlich kleineren Tieren beschäftigt, denn alle drei hatten wir Läuse – wie soll es auch anders sein, wenn man im Kindergarten arbeitet? Da wir aus Emmas und Sophies eigener Kindergartenzeit hier bereits Erfahrung hatten, zog ich los, ein Entläusungsmittel zu suchen. Fündig wurde ich tatsächlich erst in der fünften Apotheke und musste dann unfassbare 75.000 Tansania Shilling pro Flasche hinlegen, was umgerechnet etwa 30 Euro sind. Da Emma und Sophie ja inzwischen beide wirklich sehr lange Haare haben, nahm ich sicherheitshalber zwei Flaschen mit. Das war zwar sehr teuer, aber dafür waren wir auch fast den ganzen Samstag mit der Entläusungsaktion beschäftigt, denn bis alle Haare unserer drei Köpfe mit dem Mittel bedeckt und nach der Einwirkungszeit ausgekämmt waren, ging es ja an die Mammutaufgabe, die schleimige Masse ohne fließendes Wasser, also nur mit Hilfe eines Schöpfeimers und der Wassertonne auszuwaschen. Dass dieses Wasser saukalt war, versteht sich von selbst. Während mir die Mädels schon leid taten, weil sie deutlich dickere Haare haben als ich und deswegen deutlich länger ausharren mussten, stellte Sophie fest, dass das doch auch wieder mal ein echtes Abenteuer unserer Reise sei. Da musste ich lachen und erkannte meinen eigenen unverbesserlichen Optimismus bzw. das Talent, aus Sch…. Gold zu machen!

Nach dieser Tortur hatten wir am Sonntag dann eine Belohnung verdient und ließen uns von unserem Gastvater zu einer Pferdefarm in der Nähe des Arusha Nationalparks fahren, wo wir einen zweistündigen Ritt durch die sattgrüne Landschaft und durch Zebra-, Gnu- und Antilopenherden machten. Unser Guide ließ uns wieder einmal so viel traben und galoppieren, wie wir wollten, was wir die nächsten paar Tage auch noch in den Oberschenkelmuskeln spürten. Im Hintergrund konnten wir während des Ritts den Mount Meru mit seinen über 4000 Metern Höhe in voller Pracht bewundern. Wie auf allen Ritten dieser Reise verspürten wir alle drei wieder ein absolutes Glücksgefühl. Wenn ich durch die schönsten Landschaften dieser Welt hinter meinen beiden Mädels hergaloppiere, erfüllt mich jedes Mal ein so tiefes Gefühl der Dankbarkeit, dass wir das zusammen erleben dürfen. Dieser Ritt war auch ein toller Vorgeschmack auf unseren letzten Reiseabschnitt in Südafrika, wo wir noch einmal vier Wochen als Freiwillige arbeiten werden. Diesmal aber nicht mit Kindern, sondern auf einer Horse & Game Farm, auf der vernachlässigte und misshandelte Pferde zu Reittieren für Pferdesafaris ausgebildet werden. Dafür haben wir uns relativ spontan entschieden, weil uns erstens die Freiwilligenarbeit hier sehr viel Spaß macht, wir zweitens ein bisschen reisemüde geworden sind und nicht mehr jeden Tag weiterziehen wollen und drittens die Sorgen meiner Familie ernst nehmen wollen, die, nachdem sie die Reisewarnung des auswärtigen Amts zu Südafrika gelesen hatten, große Sorge haben, dass wir drei Mädels allein mit dem Auto durchs Land fahren würden. Als wir diese Horse & Game Farm von deutschen Besitzern auf Volunteerworld fanden, war das wie ein Wink des Himmels und als die Besitzerin keine zehn Minuten nach meiner Anfrage per WhatsApp bei mir anrief und mir nach kurzem Gespräch zusagte, stieg unsere Vorfreude ins Unermessliche und obwohl wir die Arbeit hier genießen, zählen wir nun auch schon die Tage bis Südafrika.

Unsere dritte Woche hier in Arusha war nun leider von Krankheit geprägt. Während am Montag noch alles gut war, bekam Sophie am Dienstag schlimme Magenprobleme und nach einer furchtbaren Nacht schrieb ich morgens unserem Organisator Sam, dass wir nicht in die Schule gehen könnten, weil es Sophie sehr schlecht ging. Keine zehn Minuten später kam er vorbei und brachte uns auf einem Pikipiki, einem Motorrad, ins Krankenhaus. Da es in der Nacht auch stark geregnet hatte, war ich heilfroh, dass wir nach der rutschigen Fahrt über die Schlammwege in die Stadt nicht noch einen anderen Grund hatten, ins Krankenhaus zu müssen. Bei dem Krankenhaus handelte es sich um eine Privatklinik mit westlichem Standard. Als Sophie hörte, dass sie ihr Blut abnehmen mussten, ging es ihr gleich noch schlechter. Und nach der Blutabnahme wurde ihr leider auch so schlecht, dass sie mir umkippte. Während eine Krankenschwester und ich sie auf einer Liege mit Traubenzucker und Süßgetränk wieder aufpäppelten, kam der Befund der bakteriellen Infektion. Zuhause begannen wir dann mit dem Antibiotikum und am Donnerstagabend ging es ihr wieder gut. Inzwischen hatte leider Emma Fieber und starke Halsschmerzen, sodass sie am Freitag nicht mit in die Schule konnte und wir unsere Wochenendpläne mit einem Ausflug zu den Wasserfällen von Moshi mit Blick auf den Kilimandscharo und den Besuch eines Massaidorfs absagen mussten. Das ist zwar sehr schade, da wir dazu nun keine andere Gelegenheit mehr haben, aber andererseits hat es uns einmal mehr bewusst gemacht, wie viel wir einerseits auf dieser Reise schon gesehen und erlebt haben und andererseits wie wenig krank wir gewesen sind. Gestern Nachmittag ging es beiden Mädels auf jeden Fall auch schon wieder gut genug, dass wir die fünf Minuten die Straße runter zur Sana Eco Lodge laufen konnten, wo wir Freiwillige uns umsonst aufhalten dürfen, wo es einen Pool und schnelles W-LAN gibt, was die Mädels nutzten, neue Hörspiele und Filme herunterzuladen und ich dafür, den Rest der Reise zu planen und die ersten Schritte für unser Leben danach anzugehen. Heute lassen wir es ebenfalls ruhig angehen und besuchen vielleicht nochmal die Lodge, weil es da auch eine Dusche gibt… wenn auch nur mit kaltem Wasser, aber das ist eben gerade unser Allrag in Afrika!

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