Heute war nun unser letzter Tag als Freiwillige hier in Tansania und wir können gar nicht glauben, wie unglaublich schnell dieser Monat vergangen ist. Die letzten Nachmittage waren wir zwischen Schule und Bibliothek schon immer damit beschäftigt, die Abschiedsgeschenke für die Kinder und die Lehrerinnen vorzubereiten und zu basteln und jetzt können wir sagen, dass der Aufwand sich voll gelohnt hat, denn die vielen strahlenden Gesichter und die ein oder andere Abschiedsträne waren der beste Dank, den wir uns wünschen konnten. Da unsere Kleinen am Vormittag vor allem über Lieder Englisch lernen und begeistert mitsingen und bei Bewegungen mitmachen, war das Lied „The Wheels of The Bus Go round and round“, das wir ihnen beigebracht haben und täglich mehrmals mit ihnen gesungen haben, der große Hit. Auch die Großen am Nachmittag haben da noch gern mitgemacht und so haben wir den Bus mit allem, was im Lied so vorkommt, und natürlich mit uns dreien als Ausmalbild mit Liedtext gezeichnet und für alle kopiert. Dazu gab es Wachsmalkreiden, mit denen nicht nur gern gemalt wird, sondern auch die Nägelchen lackiert werden, und Süßigkeiten. Wir haben zum Abschied Armbänder in den Farben Tansanias bekommen und als die Lehrerinnen uns erzählt haben, dass wir die ersten Freiwilligen überhaupt sind, denen sie etwas zum Abschied schenken würden, weil wir ihnen die Arbeit wirklich erleichtert hätten und ihnen und den Kindern für immer in guter Erinnerung bleiben würden, hat uns das einerseits sehr gefreut, aber andererseits auch nicht wirklich gewundert, weil die Arbeitseinstellung der meisten Freiwilligen hier wirklich zu wünschen übrig lässt. Wenn man jeden zweiten Tag unentschuldigt nicht kommt, grundsätzlich eine Stunde zu spät ist, dafür aber früher geht und sich in der Zwischenzeit auf den Sitzplätzen der eigentlichen Lehrerinnen ausruht, kommen sich manche trotzdem wie die großen Wohltäter vor. Ich weiß, dass das jetzt wieder einmal ganz schön zynisch ist, aber bei einigen dieser noch recht jungen Europäer scheint es wirklich nur um das tollste Selfie mit einem afrikanischen Kind zu gehen, das einen aber bitte mit den dreckigen Händchen dabei nicht anfassen soll, und vielleicht noch darum, wie gut ein solch humanitärer Einsatz im Lebenslauf aussieht. Am Nachmittag in der Bibliothek fällt das mangelnde Engagement leider noch mehr auf, denn während circa fünf Freiwillige 60 bis 80 Kindern bei den Hausaufgaben helfen, stehen etwa 20 andere vor der Tür und besprechen, in welchen Club man an diesem Abend gehen könnte oder wo man die beste Safari buchen kann. Uns hat diese Freiwilligenarbeit nachhaltig geprägt, uns vor Augen geführt, wie unglaublich privilegiert wir in Deutschland sind und ich kann jetzt schon mit absoluter Gewissheit sagen, dass Emma und Sophie sich nie in solche, nur um sich selbst drehende, Geschöpfe verwandeln werden wie viele dieser Freiwilligen, sondern gelernt haben, die eigenen Bedürfnisse hinten anzustellen und ohne Berührungsängste da anzupacken, wo es gebraucht wird und ich könnte nicht stolzer auf sie sein.
Schon Mitte der Woche stand für uns der endgültige Abschied von unseren beiden lieb gewonnenen holländischen Mitbewohnern an, mit denen wir ja fast drei Wochen drei Mal am Tag gegessen und die Erlebnisse des Tages ausgetauscht haben. Sie hatten in den sechs Tagen zuvor den Kilimandscharo erklommen und das Gepäck, das sie dabei nicht brauchten, so lange bei uns im Zimmer gelassen. Aus der Ferne hatten wir mitgefiebert und da das Wetter bei uns ja gar nicht so schön gewesen war, schon Angst gehabt, ob sie es wirklich schaffen würden. Anscheinend waren sie aber die meiste Zeit über der Wolkendecke und hatten nur einmal Schnee, weil sie da schon weit über 4000 Metern waren. Stolz zeigten sie uns ihre Kilimandscharo-Zertifikate und zum Abschied aßen wir noch einmal gemeinsam hier in der Gastfamilie. Die beiden sind auch schon seit Januar unterwegs und treffen sich jetzt mit ihren Freundinnen auf Sansibar und zur Serengeti-Safari. Danach geht es für sie als Skilehrer weiter nach Neuseeland und danach nach Asien und wir freuen uns sehr, dass wir ihre Reise auf Polarsteps noch weiter mitverfolgen können.
Als ich mich gestern während der ganzen Abschiedsvorbereitung wunderte, dass ich noch gar keine Email bezüglich unseres morgigen Fluges bekommen hatte und noch einmal auf Opodo checkte, ob das alles mit rechten Dingen zuging, musste ich leider feststellen, dass da stand, dass der Auftrag noch bearbeitet würde und dass ich keine Bestätigung bekommen hatte. Also fragte ich ohne Erfolg bei der leider recht minderbemittelten, voll automatisierten Hilfe-Chatfunktion an und erfuhr so etwa vier Stunden später, dass ich den Flug noch einmal neu buchen müsse. Nervös suchte ich also die gleiche Verbindung heraus und war schon sehr überrascht, dass es angeblich noch die gleiche Verbindung mit Precision-Airline für den gleichen Preis geben würde wie vor vierzehn Tagen. Also buchte ich ihn erneut und war ganz selig, als ich diesmal auch tatsächlich eine Bestätigungsemail bekam. Als unser Gastbruder Ian mich später fragte, wann wir denn genau fliegen würden, weil er plante, uns zum Flughafen zu bringen, öffnete ich diese Email, um herauszufinden, dass sie leer war. Um eine weitere Unterhaltung mit dem künstlich noch nicht ganz so intelligenten Opodo-Chat zu vermeiden, checkte ich lieber mein Konto und konnte sehen, dass auch dieser Flug wieder nicht abgebucht war. Also pfiff ich auf Opodo und fand dann auf der Homepage von Precision Airline heraus, dass dieser und auch der nächste Flug bereits komplett ausgebucht waren und dass es in der Machine um 15.00 Uhr nur noch genau fünf Plätze gab. Also biss ich in den sauren Apfel und zahlte etwa 50% mehr als ursprünglich geplant und buchte sofort. Jetzt haben wir auch wirklich eine Bestätigung und die Mädels freuen sich, da das bedeutet, dass wir nicht nur ausschlafen können, sondern auch noch einmal Mama Perinas leckeres Mittagessen genießen können. So findet man doch überall auch etwas Positives!