Der Samstag war ein Tag mit lauter neuen Dingen. Erst stand auf dem Programm, den grünen Geländewagen namens Miss Daisy mit weißer und schwarzer Farbe in ein Zebra zu verwandeln. Während wir ihr einen dreifachen weißen Anstrich verpassten, wurde mir völlig unkompliziert und ohne dass ich danach fragen musste, von Avis ein neues Auto auf die Farm geliefert. Noch bevor wir die schwarzen Zebrastreifen auf die Daisy malen konnten, bekam Uli einen Anruf, dass auf einer nahe gelegenen Nashornfarm ein Pferd gerettet werden musste. Eigentlich sind Uli, Jürgen und Marli mit den 19 Pferden schon gut ausgelastet, aber als sie die Geschichte von diesem armen Tier hörten, wurde sofort der Pferdetransporter angehängt und wir fuhren zu fünft los, dieses angeblich fast verhungerte Tier abzuholen. Mitten auf einer Nashornfarm, was grundsätzlich dafür spricht, dass es den Besitzern nicht an Geld mangelt, fanden wir dann in einem ziemlich kleinen, eingezäunten Dreckplatz, auf dem weder Gras noch sonst etwas Grünes wächst, ein schneeweißes Pferdchen stehen, das auf den ersten Blick ein bisschen wie ein Kuscheltier mit seinem langen Fell aussah. Uli informierte uns aber schon nach einem kurzen Blick, dass es sich dabei um ein Hungerfell handelt und beim Streicheln fühlte man unter den vielen Haaren direkt die Knochen. Als wir hörten, dass es ursprünglich zwei Pferde waren, von denen eins erst so ausgehungert wurde, dass es dann, als es Futter bekam, an einer Kolik starb, schossen uns direkt die Tränen in die Augen und wir wollen uns gar nicht vorstellen, wie viel schlechter dieses Pferdchen wohl aussah, bevor die behandelnde Tierärztin einen Futterplan aufgestellt hatte. Uli und Jürgen von Khaya Hanci sind für uns echte Helden, da sie keine Kosten und Mühen scheuen, um solche vernachlässigten und oft auch misshandelten Tieren in ihrem Pferdeparadies aufzunehmen. Als dieser Schimmel vom Hänger aus zuerst einmal auf die Schafweide geführt wurde, schien es, als könne er sein Glück kaum fassen. Abends aßen wir alle zusammen auf der Farm und wurden nach Namensvorschlägen gefragt. Da fast alle geretteten Pferde Namen aus dem Schokoladenregal haben, schlug Sophie Ferrero Rocher vor. Da das Pferd aber wirklich schneeweiß ist, fand ich Raffaello viel passender und alle stimmten zu. Die letzten Tage habe ich es jetzt zu meiner persönlichen Aufgabe gemacht, diesem frischgetauften Kokosbällchen alle zwei Stunden einen Eimer mit Kraftfutter vor die Nase zu stellen und jedes Mal, wenn ich ihn dabei streichle und in seine sanften Augen schaue, frage ich mich, wie es irgendjemand fertig bringt, ein solch wunderbares Tier verhungern zu lassen, obwohl er offensichtlich selbst nicht am Hungertuch nagt?