Da wir zwei Nächte im Bus hinter uns und morgen eine 15-stündige Fahrt mit dem Bus nach Cuzco vor uns haben, sind wir es heute mal wieder ganz langsam angegangen. Sophie und Emma wollten nochmal im Dunkeln Gondel fahren, ich wollte mir gern die Iglesia di San Francisco von innen anschauen und Pascal wollte am Platz davor mal wie die Einheimischen essen und davon will ich heute berichten.
Wir hatten bereits an mehreren Orten beobachtet, dass ab etwa elf Uhr meist mittelalte indigene Frauen in dunkelblauen Schürzen mit großen Plastiktüten und Containern, aus denen es verlockend duftet, Stellung beziehen und dann wird lauthals geschrien, dass jeder Marktschreier neidisch wird. Verstanden haben wir nie etwas, aber doch konnten wir sehen, dass sich immer schnell Schlangen von Einheimischen bildeten, die dann aus den Tüten mit Plastikgeschirr und dampfendem Essen versorgt wurden.
Heute wollten wir es nun genauso machen und uns bei so vielen impromptu Ständen wie möglich etwas holen, um dann von allem zu probieren. Was für ein Fest! Los ging es mit einer knallorangen Wurst, die auf dem Grill so aufgeschnitten wurde, dass sie aussah wie ein zerfetzter Burger und so wurde sie auch im Brötchen mit Zwiebeln, Tomaten und Gurken serviert. Sehr lecker! Als Nächstes gab es einen frittierten Hähnchenschenkel für Emma und Sophie und Saltenas, Teigtaschen gefüllt mit Fleisch, Gemüse und Ei, mit denen wir die Kinder nicht begeistern konnten. Auch die mit Fleisch gefüllte Kartoffel durfte Pascal allein essen. Die nächste runzlige Omi zauberte aber neben gegrillter Banane, Kartoffeln und anderer undefinierbarer Wurzeln einen Krustenbraten auf den Styroporteller, bei dem selbst der bayrische Schlemmermeyer neidisch geworden wäre. Sophie die ja am wenigsten Fleischesser in unserer Familie ist, verlangte lautstark nach mehr, sodass die Omi mit zahnlosem Grinsen den Styroporteller für 15 Bolivianos (ca. 2,10€) noch einmal nur mit Fleisch füllte.
Wie Tante Anna immer sagt, war der Bauch jetzt voll, aber das Herz noch leer! Aber auch da konnte Abhilfe geschaffen werden, denn es gab gleich mehrere Eisverkäufer, bei denen sich Sophie für ein Kokoseis entschied, das so fest gefroren war, dass Sophie damit eine halbe Stunde beschäftigt war. Emma hatte dagegen ein Auge auf ein knallpinkes Eis geworfen, das eher die Konsistenz eines Slushies hatte und tatsächlich nach Zimt schmeckte. So waren am Ende der Mittagszeit alle glücklich und satt und der Geldbeutel gar nicht viel leichter.